Extreme Trail, eine in Europa noch sehr neue Trainings- und Turnierdisziplin, richtet sich an Reiter aller Reitweisen und ist geeignet für Pferde aller Rassen.
Die Western-Reiter fühlen sich jedoch von dieser Herausforderung besonders angesprochen, verkörpern die Extreme Trail Parks und Parcours doch nahezu ideal die ursprüngliche Idee der Trail Reiterei. Steil geht es bergauf oder bergab, enge Kehren um mächtige Baumstämme, Felsen oder in Saumpfaden auf nachgebildeten Berggipfeln wechseln sich ab mit Hängebrücken, Gräben, Wasserdurchritten und Stufen aus Felsen oder Baumstämmen. Anspruchsvolle Stammkombinationen, einem Windbruch nachempfunden, oder ausgedehnte Steinfelder lassen das Herz des echten Trail Reiters höher schlagen. Die Hindernisse im Extreme Trail könnten einem so auch auf einem Cattle Drive begegnen, nur dass man dazu von Wyoming nach Texas reiten müsste und wochenlang unterwegs wäre.
Die Hindernisse im Extreme Trail weisen unterschiedliche Schwierigkeitsstufen auf, insgesamt überwiegen die anspruchsvollen Aufgaben. Um mit maximaler Sicherheit für Pferd und Reiter im Extreme Trail arbeiten zu können, bedarf es der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Mensch und Tier. Die Instinkte des Pferdes können und müssen sich im Extreme Trail voll entfalten. Es wird vom Pferd verlangt, dass es sich im Hindernis eigenverantwortlich bewegt, seine Beine koordiniert und aufmerksam die kommenden Schritte setzt. Voraussetzung dazu ist, dass der Reiter zügelunabhängig reitet, besonders eindrucksvoll zeigen das die bridleless Ritte bei denen gleich ganz auf ein Kopfstück verzichtet wird.
2012 finden zwischen Mai und Oktober 4 Extreme Trail Turniere in Deutschland statt. Es werden 4
In Hand Klassen und 6 gerittenen Klassen angeboten.
Jedes der Turniere zählt für die 1. europäische Extreme Trail Trophy.
Das europaweit erste Extreme Trail Turnier fand am 1.Mai 2011 statt und wurde vom mehrfachen Champion im Extreme Trail, Mark Bolender, aus Silvercreek in Washington gerichtet. Da das Turnier mit der Eröffnung des ersten Extreme Trail Parks in Europa zusammen fiel, hatten die Starter keine Möglichkeit diese Disziplin zu trainieren. Trotzdem konnte man etliche sehr harmonische Ritte sehen und auch die In Hand Klassen wurden gut angenommen. Der Parcours war der fehlenden Trainingsmöglichkeit der Reiter geschuldet verhältnismäßig leicht, was aber keinesfalls die Leistungen der Starter schmälern sollte, waren das doch alles echte Pioniere im Extreme Trail, die mutig und voller Selbstvertrauen gemeldet hatten. Die Starterzahlen und auch die mehreren 100 Zuschauer zeigen, wie groß das Interesse an dieser Möglichkeit ist, mit den Pferden zu arbeiten.
Für den Extreme Trail wird ein Gelände oder auch eine Halle möglichst natürlich gestaltet, unterschiedliches Bodenniveau ist das Grundgerüst eines Extreme Trails, das heißt, dass es in die Tiefe geht aber auch in die Höhe. Möglichst vielfältige Geländeformationen werden nachgebildet, z. B. ein Saumpfad in Form des Switch Backs, Geröllmuränen in Form der Felsenmeere /Steinfelder, dichter Wald und Gestrüpp, Wasserstellen u.s.w..
Ergänzt wird das alles durch gebaute Hindernisse wie Brücken, Stege, Tore o.ä.
Die äußere Beschaffenheit des Extreme Trail ist aber noch nicht das eigentliche Kernstück, sondern die Art und Weise wie darin trainiert werden kann:
Die Grundidee ist es, sicher, ruhig und entspannt die Hindernisse zu überwinden, mit einem Pferd, das selber denkt.
Dabei reiten die Fortgeschrittenen beispielsweise nicht einfach nur über eine Hängebrücke, sondern variieren, indem in der Mitte der Brücke eine Drehung von 180° oder 360° gemacht wird, rückwärts von der Brücke hinunter oder auch hinauf geritten wird.
Ein wichtiges Kriterium im Extreme Trail ist das gleichmäßige und ruhige Tempo mit dem der Parcours überwunden werden muss. Besonders beim Verlassen des Hindernisses ist auf eine gleichmäßige und ruhige Geschwindigkeit zu achten.
In der grundlegenden Erarbeitung der Hindernisse ist die Bodenarbeit ist ein essentielles Trainingselement im Extreme Trail. Die Pferde werden am langen Führseil vorgeschickt, sie lernen indem sie vorausgehen, selber auf das Hindernis zu achten. Der Kopf des Pferdes senkt sich, es beginnt das Hindernis zu inspizieren und sich seinen Weg zu suchen, „hunt the trail“, den idealen Weg aufspüren wird das genannt.
Es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, wie die Pferde zu denken beginnen, wenn sie vor einem Hindernis stehen, praktisch allein gelassen, da niemand vorweg geht und auch keine Hilfengebung durch einen Reiter erfolgt. Bisher gab es noch für jedes Pferd und war es auch noch so erfahren im Gelände und auf Trailritten, mindestens ein Hindernis, das ihm unbekannt war, sei es die in alle Richtungen schwingende Hängebrücke, oder Balance Beam, ein sehr langer aber extrem schmaler Steg (bei uns 8m lang und 50cm schmal). Aus Angst und Misstrauen wird Neugier und Interesse und das Pferd entscheidet früher oder später über das Hindernis zu gehen, das stärkt das Selbstvertrauen, fördert die Ruhe beim Pferd. Es muss ganz allein seine Koordination und sein Gleichgewicht schulen, ohne Hilfengebung. Das ist nötig, da das Pferd in den teilweise sehr schwierigen Geländepassagen des Extreme Trail über wesentlich bessere Instinkte verfügt als der Mensch, es muss über eine eigene Trittsicherheit verfügen, es weiß nach einer Weile viel besser, wo und wie es seine Füße setzten muss. Das Vertrauen des Reiters in sein Pferd führt dazu, dass das Pferd seinem Reiter zu vertrauen beginnt – Partnerschaft das soll zwischen Pferd und Reiter im Extreme Trail bestehen.
Wenn nun die Pferde vom Boden aus gelernt haben, an jedes Hindernis ruhig und gelassen heran zu gehen, die Selbstsicherheit erlangt haben, dass sie ihren Instinkten vertrauen und den komfortabelsten Weg durch die Unwegsamkeit selber finden, wenn sie ihre Muskulatur gestärkt und ihr Gleichgewicht und ihre Koordination gründlich verbessert haben, dann wird vom Sattel aus begonnen an den Feinheiten zu arbeiten, beispielsweise den Drehungen, dort wo es sehr eng oder wackelig ist, denn das könnte einem auf einem verschütteten Bergpfad durchaus mal begegnen oder den Richter auf dem nächsten Extreme Trail Turnier begeistern.
Das was das Pferd und der Mensch in der Bodenarbeit gelernt haben, dass das Pferd den Kopf senkt, das Hindernis selber inspiziert damit es seine Koordination in bestmöglicher Weise steuern kann, muss nun beim Reiten ebenfalls umgesetzt werden: das Pferd erhält lange Zügel um die nötige Kopffreiheit zu haben. Die Reiter stellen auf einmal fest, wie viel intensiver sie sich mit ihren Gewichts- und Schenkelhilfen befassen, wenn sie die Zügelführung dermaßen deutlich reduzieren. Auch die Geschwindigkeit in den Hindernissen reguliert der Reiter idealerweise über seine Gewichtshilfen. Besonders in den steilen bergab Passagen erfahren viele Menschen was es heißt ihrem Pferd zu vertrauen, wenn sie auf das Annehmen der Zügel verzichten, ganz besonders, wenn am Ende der Passage noch eine steile Felsstufe und eine enge Wendung warten.
Die Hindernisse sollen gerade angeritten werden, dabei soll das Pferd ohne zu zögern das Hindernis betreten, aber seine Aufmerksamkeit auf das Hindernis und die Schenkel- sowie Gewichtshilfen des Reiters richten. In gleichmäßigem Tempo soll es das Hindernis genau mittig überqueren und es dann ruhig in gleichmäßigem Tempo in gerader Richtung verlassen. Die Hindernissen werden charakteristischer Weise überschritten und nicht gesprungen, getrabt oder galoppiert wird in den höheren Klassen zwischen, aber nicht in den Hindernissen.
Dieser hohe Anspruch und der Ideenreichtum der Extreme Trail Park Betreiber/Erbauer, die ständig neue Herausforderungen entwickeln führen dazu, dass man mehr als einmal in einen Extreme Trail Park zum trainieren fahren kann.
Extreme Trail Turniere/Prüfungen
Die Durchführungen für Extreme Trail Turniere und Prüfungen werden durch die German Extreme Trail Association (GETA) e.V. geregelt.
Im Mutterland des Extreme Trail, den USA sind selbst die großen Turniere wie die Nationals in Oregon von fröhlichem Miteinander und Partnerschaftlichkeit geprägt. Man freut sich an den Erfolgen der Mitbewerber, besonders gelungene Passagen werden mit Beifall honoriert. Die Veranstalter möchten nicht nur die Hindernisse und die Herausforderung des Extreme Trail, sondern auch diese Haltung auf ihren Veranstaltungen vermitteln.
Die Turniere sind Rassen- und Reitweisen offen. Neben der üblichen Sicherheitsausrüstung wird Beinschutz für die Pferde verlangt, eine Kleiderordnung gibt es nicht. Die meisten Hilfszügel sind nicht gestattet.
Nach dem enormen Zuspruch des ersten Turniers im Extreme Trail in Deutschland 2011 gibt es 2012 insgesamt 4 Extreme Trail Turniere, jedes davon fließt in die Trophy Wertung der ersten europäischen Extreme Trail Trophy 2012 ein. Die Austragungsorte sind Extreme Trail Park auf dem basaltgrauen Vulkan,36358 Herbstein und Roger’s Area, 24848 Boklund.
Die Klassen im Extreme Trail, wobei nicht immer alle Klassen auf einem Turnier ausgeschrieben sein müssen:
In Hand
1. Jungpferd - junge Pferde bis 4 Jahre – der Parcours enthält noch keine hohen Stufen oder besonders anspruchsvolle Passagen
2. Easy Hand - gerittene Pferde ab 3 Jahre, leichter Parcours, für in der Bodenarbeit wenig erfahrene Pferde/Menschen, ähnliche Streckenführung wie sie in der Klasse Easy Trail geritten wird
3. Solid Hand – gerittene Pferde ab 4 Jahre, schwerer Parcours, ähnlich den schweren gerittenen Klassen
4. Junior Handling – Kinder und Jugendliche bis zum 14. Geburtstag, hier überwiegt der Spaß, leichter Parcours für alle Pferde geeignet
1. Senior – für Reiter ab 60 Jahre, leichter bis mittlerer Parcours
2. Extreme Team – schwerster Parcours, Reiter ab 16 Jahren, Pferde ab 4 Jahre, enthält Galopp- und Trabpassagen zwischen den Hindernissen, höchste Leichtigkeit und Vollendung an den Hindernissen wird verlangt, Drehungen und Rückwärtsrichten werden verlangt
3. Solid Trail – Pferde ab 4 Jahren, schwerer Parcours, mit Trabpassagen zwischen den Hindernissen
4. Medium Trail - mittlere Anforderung
5. Easy Trail - leicht / Anfänger / junge Pferde
6. Poker – in der Pokerklasse kann man sich innerhalb eine Zeitrahmens die Hindernisse selber zusammenstellen, die man reiten möchte. Für schwere Hindernisse gibt es mehr Punkte als für leichte Hindernisse, kein Hindernis darf mehr als zwei mal genommen werden, dies ist die Kür im Extreme Trail und jeder kann die Stärken seines Pferdes voll zur Geltung bringen. Spaß pur.
7. Package Trail – mit Handpferd, ein Reiter mit Handpferd,
8. Bridleless – ohne Kopfstück geritten (Halsring oder Bolo)
9. Mini – für Ponys und Zwergesel / -mulis, bis Stockmaß 1,15m, kann durchgeführt werden wenn entsprechende Meldezahlen vorliegen
10. Duo – zwei Reiter die den Parcours zeitgleich im pas de deux reiten
In der Regel können mehre Klassen gestartet werden, auch in Hand und gerittene Klassen.