„Stell dir vor, es ist Europameisterschaft, und keiner geht hin“ – die Anlehnung an den pazifistischen Schlagsatz der Achtziger trifft den Rahmen des diesjährigen „wohl bedeutendsten Quarter Horse Event Europas“ (DQHA) wohl voll und ganz.
Bereits in der ersten Woche machte das böse Wort „Totentanz“ die Runde. Am Freitag des ersten Wochenendes soll es lediglich acht zahlende Gäste gegeben haben, genauso viel wie Türpersonal, wie wir aus vorstandsnahen Kreisen erfuhren.
Und wer an der Anlage vorbeifuhr, er hätte angesichts der vereinzelt zu sehenden Dressurpferde aus dem Ausbildungsstall der Anlage nicht vermutet, nur wenige Meter entfernt von der Europameisterschaft der Quarter Horses zu sein.
„Nach elf Tagen der erste überhaupt nennenswerte Publikumsverkehr“, so ein Aussteller im Zelt am letzten Turniersamstag. „Da waren Organisation und Zuschauer auf der Deutschen Meisterschaft der Paint Horses in Aachen um Längen besser.“ Ein beliebter Warmspeisenanbieter: „Die Nummer hier kannst du abhaken.“
Promotion
Blue Ribbon, einer der Hauptsponsoren des Turniers, schloß seinen Stand bereits nach dem ersten Wochenende. „Uns hat noch nicht mal jemand aus dem Vorstand begrüßt“, klagte Markus Bingel und fuhr nach Hause.
Wer die Präsentation des Stutschauensponsors Alvetra gesehen hat, wusste, was er meinte. Als ein ganz eigenes Zeichen der Wertschätzung gegenüber Sponsoren und Partnern befand sich der Stand des 12. 000-EURO-Sponsors nicht sichtbar auf der ersten Etage, auf der der Presseraum und die Arbeitszimmer der DQHA liegen, direkt neben den Toiletten.
Zusammen mit dem Sponsor Circle L Ranch, der Fachzeitschrift Reiter Revue und der FEQHA, die alle vom sowieso nahezu ausgebliebenen Zuschauerstrom gänzlich ausgeschlossen blieben.
Die Programmhefte, sie wurden am letzten Wochenende kostenlos an die Besucher verschenkt – kaufen wird sie später ja doch keiner. Man darf sich glücklich nennen, überhaupt eine höhere dreistellige oder gar vierstellige Zahl an Besuchern (nicht Teilnehmern und Staff!) bekannt geben zu können.
Und die Teilnehmer, sie wurden mit ihren hervorragenden Leistungen auf ihren Pferden Opfer einer hochmütigen und absolut nicht authentischen Kommunikation und Zahlenschieberei voller Eitelkeiten.
Es begann mit der Nachricht, dass Boxen wie Zimmer auf der Anlage knapp werden würden. „Ich hab noch Boxen frei,“ wunderte sich bereits Meldestelle Sylke Stemme. „Es hat im Vorfeld niemand mit mir über die Boxensituation geredet.“ Und Zimmer, die gab es noch während der gesamten Veranstaltung. Ebenso wie Ferienwohnungen und Boxen, z.B. im Stalltrakt B.
Die wie Falschgeld angebotenen Argumente wie:
„Die Futurity zu gleichen Preisen wie im Jahr 2003.“
„Die letzte Gelegenheit, noch ohne Qualifikation teilzunehmen.“
„Die Übernachtung und die Verpflegung im ländlichen Kreuth ist allemal günstiger als in der Stadt Aachen.“
„Für die Familienmitglieder bietet sich zudem Kreuth als Urlaubsgebiet förmlich an.“,
sie alle kamen scheinbar nicht an.
Zimmer und Ferienwohnungen gab es noch während jeden Tages der laufenden Veranstaltung, von Knappheit keine Spur.
Ein Vergleich der Teilnehmerzahlen mit der deutschen Meisterschaft 2003 auf derselben Anlage zeigte, dass sich die Futurityzahlen schon vor Beginn der Veranstaltung unter Vorjahresniveau befanden und die tatsächlichen Starts in der Regel nochmals geringer als höher als gemeldet ausfallen (mehr dazu).
Auch die weiteren Teilnehmerzahlen lagen unter dem Niveau einer deutschen Meisterschaft, auch wenn sie künstlich durch Mehrfachzählung der Starts und Hinzurechnung der (unbezahlten und nicht AQHA-anerkannten) Finalklassen Erfolg demonstrieren sollten.
Denn auch an den EM-Tagen machte sich eher Urlaubsstimmung breit. Bis auf vergangenen Mittwoch, an dem die Trails in der Halle und nicht im Stadion ausgetragen werden konnten, war ein Ende am frühen Nachmittag üblich. „Die Veranstaltung hätte man locker auf eine Woche kürzen können,“ so ein erfolgreicher Finalist.
Den Aussteller, Reitern und Besuchern muß es fast wie Hohn aus der Tageszeitung gesprungen sein, als in dieser Situation ein Artikel in den Amberger Nachrichten die Runde machte, in der DQHA-Pressesprecherin Ramona Billing zitiert wird mit der Aussage, dass „die Anlage nun langsam an ihre Grenzen stoße".
Billing weiter: „Daher wird überlegt, aufgrund der ständig wachsenden Teilnehmerzahlen" die Europameisterschaft in Zukunft mit vorhergehenden Qualifikationen zu verknüpfen. " Ansonsten sprenge dieser Zustrom bald selbst die ausgezeichneten Möglichkeiten des Ostbayrischen Pferdesport- und Turnierzentrums in Kreuth.“ Bei den einen gab es noch ein ungläubiges Staunen, andere schüttelten resigniert den Kopf.
So bleibt noch die Frage nach dem Konzept für das nächste Jahr zu stellen.
Ohne Zuschauer keine Aussteller, ohne Aussteller keine Sponsoren, ohne Sponsoren keine Preise, ohne Preise keine Teilnehmer, ohne Teilnehmer keine Zuschauer – sie alle haben jetzt ihre Erfahrungen gemacht.
Es gibt also jede Menge zu tun für den nächsten Showmanager.
Ob er jetzt v. Bistram, Bader oder anders heißen wird.
"SILVER" ist
aus PINES REINY NITE - eine Producer Stute für den Reiningsport.
Er war als Fohlen BUNDESCHAMPION im Ovator Cup mit der Jahresbestnote
von 8,35. Er ist gekört und "leistungsgeprüft" und ins DQHA Hengstbuch
I eingetragen. DQHA Futurity Reining 7. Platz.