Die DQHA Futurity - bislang galt sie als das älteste und größte private Zuchtförderprogramm Europas. Das älteste mag sie zwar sein, doch ob sie noch das größte ist, daran mehren sich die Zweifel.
DQHA-Zuchtförderprogramm hat sich von der Quarter Horse-Zuchtleistung
in Deutschland abgekoppelt
Mit derzeit 120 einbezahlten SSA-Hengsten ist die DQHA Futurity
auf dem Stand Anfang der neunziger Jahre und scheint sich von
der "Zuchtleistung" der Quarter Horses in Deutschland abgekoppelt
zu haben.
Während die SSA-Hengste 1990 noch 4% der gesamten deutschen Quarter
Horse-Population ausmachten (2.614 Quarter Horses), beträgt dieser
heute nur noch verschwindende 0,035% bei rd. 35.000 Quarter Horses
in Deutschland.
Anders ausgedrückt: Trotz 32.000 Quarter Horses mehr in Deutschland
bleibt die Anzahl der SSA-Hengste gleich!
Ganz konkret zu spüren bekamen das auch die Futurityreiter auf
der Q11 in Aachen: Mit insgesamt nur noch 264 gemeldeten Starts
(-13%) kam die einstige Vorzeigeklasse Pleasure Futurity auf nur
noch 25 Nennungen und 21 Starter, die Hunter Under Saddle Maturity
halbierte sich von 26 auf 13 Nennungen.
Kleinere Klassen, weniger Preisgeld - die "Zukunft" ist schon
längst da!
Ist sich der Verband der Lage tatsächlich bewusst?
Diese Entwicklung scheint dem Zuchtverband DQHA aber nicht in
Gänze bewusst zu sein, denn anlässlich des Züchterforums 2011
auf der Q11 am 7. Oktober in Aachen spricht man hier noch von
einer "Erfolgsstory", die "Gesamtzahl der Einzahlungen", immerhin
um 40% in den vergangenen fünf Jahren geschrumpft, sei lediglich
"leicht rückläufig".
Die Begründung,
"tendenziell rückläufige Bedeckungszahlen" seien für die Situation
verantwortlich, ist nicht nur ausgesprochen schwach, sondern vor
allem falsch:
Seit fünf Jahren kommen nahezu konstant rd. 1.700 Quarter Horse-Fohlen
in Deutschland jährlich auf die Welt - und alle haben einen Vater.
Ganz offensichtlich scheint man den Ernst der Lage, auch hinsichtlich
der zukünftige Preisgeldern und der Finanzierung der zwei 10.000
EUR-Siegerschecks, noch nicht verinnerlicht zu haben und es sich
mit exogenen Faktoren bequem zu machen.
Wer also in Aachen glaubte, Lösungsansätze von Fachleuten für
die Sanierung und Renovierung der DQHA Futurity zu erfahren, war
fehl am Platz. Freies Brainstorming war angesagt, "ein disziplinabhängiger
Einzahlungsmodus", ein "performance-orientiertes Auszahlungssystem"
oder die "Einführung von Ranch-Horse-Klassen in die Futurity"
kamen als Vorschläge.
Der Wunsch der Anwesenden auf dem Züchterforum nach einer Stärkung
der "Regionenfuturitys" allerdings ist nicht neu: Bereits vor
einigen Jahren gab es auf der Convention das Versprechen, bis
zu fünf (!) Regionalgruppenfuturitys anzustreben.
Die Realität sieht auch hier anders aus, denn die in diesem Jahr
erneut erfolgreich durchgeführte Ostfuturity war nicht von allen
Vorstandsmitgliedern der DQHA gewollt - man wünschte sich lieber
"drei starke Regionalfuturitys". Deren PR-Vermarktung ließ sich
der Verband allerdings Geld kosten: Ein dreistelliger Betrag floß
monatlich zur Erstellung der Pressetexte der Leading Horses &
Breeders von Nord- bis Südfuturity. Die Pressestelle der DQHA
wurde damit tatkräftig entlastet.
"Kernprogramme" der DQHA: Weniger gekörte Hengste, weniger
Fohlen auf den Fohlenschauen
Aber die Futurity sei nur eins der "Kernprogramme" der DQHA, heisst
es im Pressetext (mehr
dazu hier), und auch die anderen "Kernprogramme"
hätten es verdient, mit konkreten Massnahmen (wieder-) belebt
zu werden:
Körung: Mit nur noch zwei gekörten Hengsten in diesem Jahr scheint
das "Prädikat gekört" eben nicht als "besonderes Qualitätsmerkmal
eines Hengstes" vermarktet zu werden.
Ovator-Fohlenschauen: Mit nur noch 247 Fohlen haben sie die niedrigste
Beteiligung seit acht Jahren.
Die Konkurrenz schläft nicht - schon 600 Pferde im EWU-Jungpferdeprogramm
Erst zwei Jahre alt ist das Förderprogramm für junge Pferde, das
„Jungpferdeprogramm“ der EWU, bei dem das vorzustellende Pferd
direkt vom Züchter oder Besitzer eingezahlt wird. Mittlerweilen
umfasst das Programm 600 einbezahlte Pferde, der allergrößte Teil
(77%) sind Quarter Horses.
Kein Wunder, daß die Preisgelder auch hier sich nach oben entwickeln,
bereits 2012 soll die Summe von 60.000 EUR erreicht sein. Und
schon jetzt starten auf der German Open in den vergleichbaren
Klassen doppelt soviele Quarter Horses wie in in den Klassen der
DQHA Futurity/ Maturity.
Beispielrechnung
Die EWU rechnet den Vergleich zur DQHA-SSA am Beispiel eines DQHA-Futuritychampion-Vererbers
vor:
Ein bekannter Quarter Horse-Hengst aus dem Reiningsport hat im
Deckjahr neun Stuten auf dem Breeding Report, seine Decktaxe beläuft
sich auf 2.000 EUR.
Seine Einzahlungsgebühren für die DQHA-Futurity betragen somit
1.050 EUR zzgl. der entsprechenden Mitgliedschaften von Hengsthalter,
Züchter und Starter von jeweils 105 EUR, und zusätzlich der Nomination
Fees der Nachkommen der neun Stuten, damit die Nachkommen startberechtigt
sind für insgesamt sieben Jahre (von Weanling bis Maturity) sowie
für die entsprechenden Regionalfuturitys der DQHA, mind. 225 EUR.
Für die Teilnahme an den Bundeschampionaten der EWU würden für
alle neun Nachkommen dieses Hengstes mindestens 450 EUR anfallen,
Mitgliedsgebühren für den Reiter (100 EUR), für die Teilnahme
in insgesamt zwei Jahren, als Vier- und Fünfjährige.
Diese Aufwendungen trägt allerdings nicht der Hengsthalter, sondern
der Züchter oder Besitzer eines Bundeschampionatspferdes, Regel:
Je früher ein Pferd eingezahlt wird, um so günstiger ist die Einzahlung
Bild:DQHA
"Wohin geht der Weg?"
Wer als Zuchtverband diese Frage stellt, der offenbart nicht nur
eklatante Orientierungsprobleme, er gibt auch keine Orientierung.
Darunter leiden nicht nur die Züchter, sondern auch alle Futurityreiter
und letzten Endes das gesamte Zuchtprogramm.
Erst darf nachbezahlt werden, später wieder nicht. Gilt das Versprechen
der 10.000 EUR-Klassen über fünf Jahre, oder nicht? Wird Ovator
im kommenden Jahr erneut die Fohlenschauen unterstützen oder steigt
die Firma aus?
Für Hengsthalter und Züchter, die immer in eine Zukunft investieren,
ist das der falsche Rahmen. Sie brauchen verlässliche und dauerhafte
Aussagen, keinen wilden Aktionismus.
Dass die Preisgelder der Südfuturity nun wohlmöglich lt. der DQHA-Geschäftsstelle
nicht richtig gerechnet wurden und wohlmöglich Schecks nachgeschickt
werden müssen, ist da nur noch eine Randnotiz.
Im nächsten Jahr wird ein neuer Vorstand gewählt. Wird er ab April
mit der Organisation der Q12 Futurity/ Maturity, des AQHA Youth
World Cups und möglicherweise einer European Experience überhaupt
die Zeit haben, sich den wirklichen Herausforderungen des Zuchtverbands
DQHA stellen zu können?