Wie bereits in der Warmblutzucht üblich, möchte das Zuchtgremium
der DQHA um Dr. Bärbel Klein, Markus Rensing und Torsten Haier
die Beurteilung auf den Zuchtschauen im kommenden Jahr vom herkömmlichen
Benotungssystem umstellen auf die Bewertungsform der "linearen
Beschreibung". Diese wird auf der DQHA-Jahreshauptversammlung
am 22. Februar 2015 (Tagesordnung
und alle Infos hier) vorgestellt und dann zur Abstimmung gegeben.
Das sind Anträge und Entwürfe zur Vorlage bei der Jahreshauptversammlung
2015, Stand 30. Januar 2014
Bei der "Linearen Beschreibung" werden lediglich die auffälligen,
von der Norm abweichenden, Merkmale des Exterieurs und der Bewegung
beschrieben. Den Richtern stehen 52 Merkmale zur Beschreibung
eines Pferdes zur Verfügung, jedoch werden ausschließlich die
auffälligen Merkmale eines Pferdes in Betracht gezogen. Dem Richter
steht nun eine Skala von -3 bis +3 zur Verfügung. Die 0 bedeutet
dabei, dass für dieses Pferd bei diesem Merkmal keine besondere
Auffälligkeit besteht.
Mit der linearen Beschreibung müssen die Zuchtrichter ihre
Einschätzungen sehr viel detaillierter begründen, für
die DQHA wäre dieses eine konsequente Weiterentwicklung der
Bewertungsbögen, die die ehemalige Zuchtleiterin Gesa Meier-Bidmon
eingeführt hatte
Lineare Beschreibung von Zuchtpferden vs. Exterieurbeurteilung
Zu den zentralen Aufgaben einer Tierzuchtorganisation gehört das
Aufstellen eines Zuchtprogramms. Nach Willam (2005) umfasst ein
solches Programm zur Erreichung eines Zuchtfortschrittes üblicherweise
folgenden Ablauf (siehe Bild 1).
Dementsprechend müssen Pferde, die im Zuchtbuch eingetragen werden
sollen in einer möglichst sinnvollen und nachvollziehbaren Form
z.B. durch Unterscheidungen in der Eigen- und Nachkommensleistung
in die Zuchtbücher eintragen werden. Herzstück eines jeden Zuchtverbandes
ist hier die Exterieurbewertung von Hengsten und Stuten sowie
der Fohlen. Die Vorstellung der Zuchttiere und deren Nachkommen
ist die erste und oftmals einzige Leistungsprüfung. Diese ist
unabdingbar, um den Zuchtfortschritt einer Rasse möglichst objektiv
nachvollziehen zu können und dabei mit dem Zuchtziel abzugleichen.
Traditionell werden die Zuchttiere in der Pferdezucht bonitiert,
das heißt den Bewertungskriterien werden durch ein Richtergremium
Noten von 1 – 10 (sehr schlecht – ausgezeichnet) zugewiesen. Die
Bewertungsmerkmale der DQHA sind nach der derzeit gültigen Zuchtbuchordnung
Typ, Gebäude, Hufe/Gliedmaßen, Gangkorrektheit und Bewegungsqualität.
Diese Teilnoten ergeben als arithmetisches Mittel die Gesamtnote
aus der dann eine Rangierung der gezeigten Pferde erfolgt. Die
Zuchtrichter orientieren sich bei ihrer Notenfindung am Ideal
einer Rasse (Note 10) und nehmen dann Abzüge für Abweichungen
von diesem Ideal vor.
Die Beurteilung der Zuchttiere nach diesem System hat einige entscheidende
Nachteile, die auch in einschlägigen wissenschaftlichen Arbeiten
dargelegt wurden. Insbesondere ist dies die geringe Ausnutzung
der o.g. Notenskala. In der praktischen Pferdebeurteilung liegen
die meisten Noten in einem engen Bereich zwischen 6,5 und 8,5.
Dieser Trend lässt sich auch für die Notenvergabe auf DQHA Zuchtschauen
feststellen. Beispielhaft sei hier die Verteilung der Noten für
Gangqualität bei den Hengstfohlen aufgezeigt (siehe Bild 2).
Ein weiteres Problem des Bonitursystems ist die geringe Nachvollziehbarkeit
der Notenvergabe. Die DQHA begann schon früh, initiiert von der
damaligen Zuchtleiterin Gesa Meier-Bidmon, den vorgestellten Pferden
nicht nur Teilwertnoten für bestimmte Merkmale zu geben, sondern
den Weg zu diesen Noten auf einem detaillierten Bewertungsbogen
festzuhalten. Dies ist eine sehr hilfreiche Form, dem Züchter
nicht nur ein gutes Zuchtprodukt zu bescheinigen, sondern auch
Stärken und Schwachpunkte seiner Pferde aufzuzeigen. Für interessierte
und ambitionierte Züchter sind dies derzeit die wertvollsten Hinweise,
die er über seine Zucht oder die Anpaarung von Hengst und Stute
hinsichtlich des Exterieurs bekommen kann und der Versuch die
Notenvergabe transparenter zu gestalten.
Der für einen Zuchtverband vielleicht entscheidende Nachteil ist
die geringe Auswertbarkeit der Daten aus der Benotung der vorgestellten
Pferde. Er resultiert aus der Zusammenfassung sehr unterschiedlicher
Merkmale in einer Wertnote.
Diesen Gedanken treu bleibend wird stets nach neuen Wegen gesucht,
Zuchttiere objektiver und nachvollziehbarer zu bewerten. Eine
Möglichkeit, die sich seit den 70´er Jahren in der Rinderzucht
etabliert hat, ist die lineare Beschreibung eines Zuchttieres.
Lineare Beschreibung ist ein allgemein anerkannter Fachterminus.
Das linear bezieht sich auf die stetige Veränderung einer zu beschreibenden
Merkmalsausprägung.
Hier weiß man mittlerweile z.B. sehr genau, welche erwünschten
oder nicht erwünschten Eigenschaften von Vater- oder Mutterseite
vererbt werden. Dies ist unabhängig vom einzelnen Zuchttier. Bei
der Rinderzucht mag dieses einfacher sein, denn dort fließen wesentlich
mehr messbare Werte in diese Beurteilung ein, wie z.B. Milchleistung
oder Fleischansatz einer Rasse.
Doch auch in der deutschen und internationalen Pferdezucht hat
die lineare Beschreibung der Zuchttiere mittlerweile Einzug gehalten.
Nach einer Arbeit von Juliane Duensing (2013) nutzen u.a. die
Warmblutzuchtverbände KWPN, BWP, ISH, Hannover oder Oldenburg
die lineare Beschreibung und die damit verbesserte Aussagekraft
für die anschließende Zuchtwertschätzung.
Zwar wurden auf den 2014'er DQHA Zuchtschauen die vorgestellten
Pferde noch nach dem bewährten Benotungssystem im Exterieur beurteilt,
im Hintergrund wurde jedoch schon daran gearbeitet, ein lineares
Beschreibungssystem zu entwickeln. Ziel der Arbeit ist es eine
Beschreibung zu entwickeln, die der Rasse American Quarter Horse
gerecht wird, objektivierbar und nachvollziehbar ist, dem Züchter
Aufschluss über die Stärken und Schwächen seiner Zuchtpferde gibt
und weiterführend die Entwicklung einer Zuchtwertschätzung ermöglicht.
Was ist eine lineare Beschreibung eines Zuchtpferdes?
Mit der linearen Beschreibung werden Zuchtpferde nicht durch Noten
bewertet sondern die Merkmale werden in ihrer Ausprägung relativ
zu den biologisch vorgegebenen Extremausprägungen erfasst. (Stock,
2013) Diese Merkmalsausprägung wird über eine Skala erfasst, die
Endpunkte dieser Beschreibungsskala stellen jeweils die extremen
Ausprägungen eines Merkmals dar. Die Zusammenfassung von verschiedenen
Merkmalen wie dies im Bonitursystem erfolgt, wird bei der linearen
Beschreibung so weit wie möglich vermieden. Den DQHA Zuchtrichtern
sollen in Zukunft 52 Merkmale zur Beschreibung eines Pferdes zur
Verfügung stehen. Die Merkmalserfassung erfolgt in einer mehrstufigen
Skala. Verschiedene Pferdezuchtverbände arbeiten mit sieben- oder
neunstufigen, alphabetischen oder numerischen Skalen. Für die
DQHA testeten wir in diesem Jahr mit einer siebenstufigen numerischen
Skala und sind damit gut zurecht gekommen. Mit der Einstufung
einer Merkmalsausprägung ist ausdrücklich keine Wertung verbunden,
aus diesem Grund spricht man auch von linearer Beschreibung und
eben nicht von linearer Beurteilung. Für jedes zu beschreibende
Merkmal kann eine gewünschte Ausprägung entsprechend des Zuchtzieles
definiert werden.
Beispielhaft sei das hier am Merkmal „Kopfform“ erklärt. Die Beschreibung
der Kopfform liegt in den extremen Ausprägungen zwischen Hechtkopf
und Ramskopf, die für Quarter Horses gewünschte Ausprägung wäre
der dazwischen liegende Keilkopf. Die möglichen biologischen Ausprägungen
sollen in der folgenden Grafik gezeigt sein (siehe Bild 3).
Die Zuchtrichter beschreiben nun die jeweilige Kopfform durch
markieren in der unten gezeigten Skala unseres Bewertungssystems
(siehe Bild).
Kopf 1 würde als Ramskopf ganz links markiert, Kopf 3 wäre eine
mittlere Ausprägung und Kopf vier würde in der Skala ganz rechts
als Hechtkopf gekennzeichnet.
Nach diesem Schema arbeiten sich die Zuchtrichter durch alle 52
Merkmale und beschreiben damit das jeweilige Pferd in seinem Exterieur
und seiner Bewegung. Mit den hieraus gewonnenen Daten lässt sich
anschließend über zuchtmethodische statistische Verfahren ein
Zuchtwert zu verschiedenen Merkmalen und Leistungen gewinnen.
Die Einführung der linearen Beschreibung für American Quarter
Horses auf den Zuchtschauen der DQHA wird auf der Jahreshauptversammlung
den Mitgliedern vorgestellt und zur Abstimmung gegeben.
Die DQHA freut sich auf eine lebhafte Diskussion und viele Fragen
und eine im Sinne unseres Zuchtverbandes positive Abstimmung!