Aufgalopp
zur erste Quarter Horse Racing-Season in Deutschland:
Das Galopprennen "Sprint und Rind" in Neuss mit Zuchtrennen,
rasseoffenen Rennen, Barrel-Race, Bole Bending und Team
Penning war das erste seiner Art auf einer klassischen
und renomierten Galopprennbahn.
Flach am Boden, den Körper von Nüstern bis Schweif gestreckt,
fegen die stark bemuskelten Quarter Horses über den sandigen
Boden der Rennbahn - der Galopp-Rennsport mit Quarter
Horses, der in den USA schon seit vielen Jahren etabliert
ist, zeigt sich nun auch auf deutschem Boden. Die weitläufige
Anlage der Neusser Galopprennbahn war Austragungsort der
QH-Zuchtrennen, die von der DQHA veranstaltet wurden.
Die vorhandenen und schon mit Spanischen Pferden gekreuzten
Vierbeiner wurden mit den Rassen der Englischen und Irischen
Einwanderer gemischt und es entstand das American Quarter
Horse. Pferdelegenden wie Dash For Cash sind noch heute
jedem Rasse-Interessierten ein Begriff und schafften sich
damals durch Viertelmeilen-Rennen über Felder und durch
Dörfer einen Namen. In sogenannten Match Races liefen
immer nur zwei Pferde gegeneinander. Der Pferderennsport
in den USA war geboren. Heute ist es nicht, wie viele
auf dieser Seite des Atlantiks glauben, eine Randsportart,
sondern eines der größten florierenden Geschäfte in den
Vereinigten Staaten: Die All American Futurity in Ruidoso
ist das höchst dotierte Pferderennen der Welt und zieht
jedes Jahr Tausende von Rennfreunde in den Bann. In Deutschland
steckt der Rennsport der vielseitigen Pferderasse noch
in den Kinderschuhen. Um dies zu ändern, veranstaltete
die Deutsche Quarter Horse Association (DQHA) das erste
Rennen dieser Rasse auf einer professionellen Rennbahn.
Es wurde der DQHA Rennausschuss gegründet und nach Abtritt
von Dieter Trapp wurde Profi-Rennreiter und -Trainer Klaus
Porth in den Vorstand gewählt, der langjährige Erfahrung
im Trainieren von Vollblütern und Quarters mit sich bringt.
Die zehn Starter des rassenoffenen Rennens kamen nicht
im Jockeysitz aus den Boxen, sondern präsentierten sich
beim Flaggenstart im Westernsattel.
So manchem Zuschauer schwebte der Gedanke seinen Quarter
auch mal auf die Sandbahn zu lassen, so wie es Nadine
Franken tat, die auf ihrem Paint Horse das Rennen für
sich entscheiden konnte. Jedes Rennen wurde als Match
Race ausgetragen und professionelle Jockeys, die normalerweise
auf Vollbütern in den Ring reiten, stiegen für diese Rennen
auf den Rücken der muskulösen Westernrasse: 52 Kilogramm
Maximalgewicht inklusive Sattelzeug durften die Profis
auf die Waage bringen, um an den Start gehen zu dürfen.
400 Meter würde der viertel Meile entsprechen, doch da
die lange Seite der Sandbahn kürzer ist, wurde die Rennstrecke
auf 228 Meter verkürzt.
Die Boxentüren öffnen sich und die Galopper kommen herausgeschossen
- das Zuchtrennen ist gestartet. Cocky Wiking Bar zieht
an dem Gegner vorbei und mit einer Gesamtzeit von 30,40
Sekunden geht er als Sieger des QH-Zuchtrennens hervor.
"Die Pausen zwischen den einzelnen Rennen betragen fast
eine halbe Stunde und da vergeht einem schon die Lust.
Die Rennen an sich sind toll und auch mal etwas anderes""
kritisiert Helga Rungert aus Duisburg die langen Wartezeichen
zwischen den Starts. Dies geht einigen Besuchern so. Antje
Bongart aus Mönchen-Gladbach sieht das Galopprennen als
eine tolle Idee: "Die Premiere ist in der Zeitorganisation
sicherlich verbesserungsfähig - in Zukunft wird die DQHA
dies bestimmt anders einteilen", schildert die Wersternreiterin
ihren Eindruck vom Event, mit Zuversicht auf die nächten
Veranstaltungen, die in Erftstadt und Neudeck stattfinden
werden. Wetteinsätze beim Buchmacher, wie es auf klassischen
Rennbahnen zwischen den Pausen üblich ist, gab es noch
nicht - sonst hätte der ein oder andere die Zeit zum nächsten
Rennen wahrscheinlich mit ein paar Wetteinsätzen überbrückt.
Diese Veranstaltung sollte nicht nur ein QH-Rennen sein,
sondern ein Meilenstein in der Deutschen Quarter Horse
Renngeschichte. Gleichzeitig war dieses Event das Sommerfest
der DQHA, sowie eine Präsentation der Rasse Quarter Horse,
die ihre Schnelligkeit, Wendigkeit und ihren "Cow Sense"
in den Nachmittags-Disziplinen Barrel Race, Bole Bending
und Team Penning präsentierte.
Neben oder anstatt der Fun-Disziplinen wäre die Präsentation
einer Reining, die für Klassischreiter am ehesten nachvollziehbar
ist, auch eine gute Wahl gewesen, wenn die Verbreitung
des QH auf andere Reitdisziplinen eines der Ziele der
Veranstaltung ist. Pferde die versammelt und rund über
den Rücken gehen, und die von Reiter mit kaum sichtbaren
Hilfen geritten werden, sind für jeden Pferdekenner eine
Augenweide und hinterlassen bei Western-Schnupperern einen
eindrucksvollen Eindruck: Westernreiten ist mehr als nur
das Outfit, die Kandare und den Westernsattel auf's Pferd
zu packen.
Barrelracing:
Im Galopp über die Startlinie preschen die Reiter/Pferdpaare
in die Arena. In einer vorgegebenen reihenfolge muss jeder
Reiter 3 Tonnen umrunden - die schnellste Zeit macht den
Sieger und auch auf dem Rausweg darf die Ziellinie im
Galopp überquert werden.
Pole
Bending: Stangenrennen - gut gerittenes Pole bending
verlangt Fliegende Wechsel, Roll backs und Stops. Der
reiter der die Stangen am schnellsten umrundet hat gewinnt,
wobei nicht selten die Reiterliche Qualität auf der Strecke
bleibt.
Team
Penning: Innerhalb 90 Sekunden muss ein Team von drei
Reitern aus einer Rinderherde drei (in Neuss beliebige,
nicht markierte) Tiere aussondern und in eine Umzäunung
treiben. Die Rinder dürfen nicht entkommen und nicht mehr
als drei dürfen in das Pen hinnein.
Rika Schneider