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Die an Asterix angelehnte
Beschreibung der seit einigen Jahren ausgefochtenen Auseinandersetzung zwischen
NRHA USA und der NRHA Germany findet jetzt mit einem Streik von Spitzenreinern
gegen das NRHA Breeders Derby seinen Höhepunkt.
Stell dir vor, es ist
Derby und keiner geht hin - Grischa Ludwig (GER), Rudi Kronsteiner (AUT),
Ann und Bernard Fonck (BEL) sind sich einig: „Wir fahren nicht zum Derby
nach Kreuth.“ Die Gefahr ist aber ausgesprochen real, daß einer
der wichtigsten Pluspunkte des Verbandes, das SSP-Programm und die damit verbundenen
Turniere Derby und Breeders Futurity, sukzsessive erodieren. Findet der europäische
Spitzensport in Reining mitsamt seinen großen Gewinngeldern nicht mehr in Kreuth
bei der Breeders Futurity, sondern bei der European Futurity oder bei der italienschen
Futurity statt, wird das SSP-Programm für Hengsthalter und Pferdekäufer immer
bedeutungsloser. Die Frage würde nicht mehr lauten: Ist das Pferd NRHA Futurity-einbezahlt,
sondern sie lautet jetzt schon immer häufiger: Ist das Pferd IRHA- oder Eurofuturity
einbezahlt?
Und so kommt die NRHA Germany seit Jahren nicht aus der Falle
heraus, die sie sich selber gegraben hat: Mit einer starken Regio-Basis zu
einem Breitensportverein zu verkommen und dabei den Anschluß an den internationalen
Sport zu verlieren.
Nur 10% der NRHA Germany- Mitglieder haben bisher
eine NRHA USA-Mitgliedschaft, ganzen 90% der rd. 3.500 Mitgliedern reichen für
ihre Zwecke eine NRHA Germany-Mitgliedschaft vollkommen aus. Weltrangliste?
Lifetime Earnings? Ganz egal - dem überwältigendem Teil der Regioturnierreiter
wird das vollkommen schnuppe sein.
Die deutliche Wiederwahl von Kay Wienrich
zum Präsidenten der NRHA Germany, immerhin in der höchst seltenen Doppelfunktion
als Verbandsfunktionärt einerseits und als Bundestrainer andererseits unterwegs,
zeigt den Willen der Mitglieder daher deutlich. NRHA USA - danke, kein Interesse.
Aber ist das auch klug? "In den Verhandlungen mit der NRHA USA ergab sich
allerdings bedauerlicherweise kein Durchbruch", heisst es bei der NRHA Germany,
man sei aber bemüht. Seitens der NRHA USA sieht man das genauso, nur umgekehrt
- und geht halt den Weg ohne die NRHA Germany. Die European Futurity im März
diesen Jahres, die ganz cool in Kreuth im Herzen von NRHA Germany-Land veranstaltet
wurde, zeigt die Strategie der Amerikaner: Geld folgt Geld. 635 Starts - 285.000
EUR Preisgeld, die Anlage war bestens besetzt - sowohl innerhalb des Showrings
wie ausserhalb. Die
NRHA Germany - volle Kraft "aufs Abstellgleis" (s.u.)?
Grischa
Ludwig (GER), Rudi Kronsteiner (AUT), Ann und Bernard Fonck (BEL): "Wir fahren
nicht nach Kreuth zum Derby."
(Hans-Peter Viemann). Immer weniger
Teilnehmer verzeichnet das für die Westernreiter bedeutende Deutsche Derby. Waren
es beim italienischen Event im Mai dieses Jahres rund 170 Starter in der Open,
sollen dem Vernehmen nach, für die vom 21. bis 28. Juni auf dem Terminkalender
stehende Veranstaltung in Kreuth, nur noch rund 25 (!) Teilnehmer ihre Startbereitschaft
erklärt haben. Eine Tatsache die zum Nachdenken veranlasst.
In Gesprächen
mit den richtungweisenden Reiner der Szene, Rudi Kronsteiner (Österreich), der
seit Jahren einen Trainingsstall in Deutschland betreibt und daher mit der derzeitigen
Situation sehr gut vertraut ist, Ann und Bernhard Fonck (Belgien) stets gern gesehene
Teilnehmer auf den Top-Events in Europa, sowie Grischa Ludwig vom Schwantelhof
in Bitz und Nico Hörmann von der Riverlane Ranch in Bünde, kristallisierte sich
heraus, dass es für die Westernreiterei kontraproduktiv ist, wie über dieses Thema
auf der Führungsetage der National Reining Horse Association (NRHA) Germany diskutiert
und geurteilt wird. Wenn es nach der Auffassung der Befragten ginge, sollte es
schnellstmöglich zu einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbänden NRHA Germany
und Reining Deutschland kommen. "Zumindest aber zu einer Übereinstimmung in der
Einschätzung, Handhabung und Regelung die den Spitzensport betreffen", dies jedenfalls
ist der geistesverwandte Tenor von Grischa Ludwig, Nico Hörmann und Rudi Kronsteiner.
Grischa Ludwig erklärte: "Ich gehen nicht auf das NRHA Derby in
Kreuth weil wir ein Zeichen setzen- und darauf hinweisen wollen, dass sich seit
Jahren nichts an der Vereinspolitik in diesem Verband geändert hat. War man vor
Jahren noch in der guten Ausgangslage am Verhandlungstisch etwas erreichen zu
können, hat man sich stattdessen mehr und mehr ins Abseits manövriert." Ebenfalls
bemängelt der Trainer, dass die NRHA Germany in Sachen Promotion und Sportmarketing
"ihre Hausaufgaben nicht gemacht habe." Nach einer kurzen Pause ergänzt der Schwabe:
"War Deutschland vor Jahren noch das Mekka der Westernreiter in Europa, finden
heute keine hochwertigen Events mehr bei uns statt. Deshalb müssen wir alle gemeinsam
schnell handeln, damit Deutschland wieder auf die Überholspur kommt. Wir sind
dazu jedenfalls bereit." Rudi
Kronsteiner stellte fest, dass das Niveau des deutschen Derbys enorm abgefallen
ist. Er sagte: "Eine sportliche Herausforderung ist für mich auf diesem Event
nicht mehr gegeben. Doch genau die braucht jeder Sportler um eine Bestätigung
seiner Leistung zu erhalten. Aber auch um sich weiter zu verbessern. Dies wiederum
geschieht nur dann, wenn sich die Besten der Besten dem Wettbewerb stellen. Und
ohne deren Teilnahme ist der Stellenwert dieser Veranstaltung einfach gering."
Auf den Aspekt, dass sich die in Kreuth erzielten Er-gebnisse nicht in den Rangierungslisten
der NRHA USA wieder finden, weisen Ann und Bernard Fonck hin: "Wir haben für zwei
Pferde in Deutschland einbezahlt. Beide sind in Reggio Emilia gelaufen. Wenn wir
die Wertigkeit zwischen Italien und Deutschland vergleichen müssen wir sagen,
dass Germany für uns und unsere Kunden viel, viel weniger interessant ge-worden
ist. Hinzu kommt, und auch das ist ein wichtiger Punkt, das Verhältnis zwischen
den Start- und Gewinngeldern. In Deutschland ist die Startgebühr hoch, die Belohnung
gering. In Italien moderat- und es gibt hohe Siegprämien."
Zu den Fakten:
1.) Die NRHA Germany ist der weltweit einzige Verband der nicht mit der NRHA
USA vernetzt ist. Ergo: Damit gerät das Gefüge immer mehr- und weiter aufs
Abstellgleis.
2.) Die Erfolge der Reiner auf den Veranstaltungen der
NRHA Germany werden nicht für die Rangierungslisten der NRHA USA anerkannt.
3.) Es werden keine Richter der NRHA USA mehr auf ihren Turnieren einsetzt (Ausnahmen
bilden: ältere- bzw. in Amerika suspendierte Richter). Dazu Nico Hörmann: "Ich
stehe voll hinter der Meinung meiner Kollegen. Bereits auf dem Osterturnier habe
ich lediglich am CRI teilgenommen. Und diesmal nur wegen der Verpflichtungen gegenüber
meiner Kunden und Schüler. Meines Erachtens wird zwangsläufig das Niveau im deutschen
Reiningsport sinken, da jetzt fast nur noch Richter zum Einsatz kommen die von
der NRHA Germany ausgebildet worden sind. "Denn", so verdeutlicht er folgend:
"Man muss kein Professor sein um zu erkennen, dass sich nur im globalen Vergleich
und durch Experten, der tatsächliche Leistungsstand der Reiter beurteilen lässt."
Der 30-Jährige ergänzt zudem: "Dies ist kein Vorwurf an unsere Richter. Es fehlt
ihnen jedoch die enorm wichtige internationale Erfahrung."
4.) Höheres
Preisgeld auf den Veranstaltungen der NRHA USA. Der Dachverband des Reiningsports
fördert diese Reitweise. In vielen Ländern gibt es Tochterverbände, sie werden
Affiliates genannt. Reining Deutschland ist eine Tochtergesellschaft. Sie richtet
die sehr gut dotierten Shows in Good Old Germany aus.
Um es klar auszudrücken:
Es geht den Trainern nicht darum, dass sich ein Verband auflöst, sondern "um eine
Verschmelzung damit der Spitzensport endlich weiter nach vorne gebracht werden
kann." Es ist eine Tatsache, die sollte eigentlich allen Funktionären bekannt
sein, dass jede Sportart nur dann für den Nachwuchs oder den interessierten Leuten
von Bedeutung ist, wenn sich die Kinder, Jugendlichen und Erwachsene mit den so
genannten Stars der verschiedenen Sportdisziplinen identifizieren können. Einige
Beispiele gefällig, bitte sehr: Wer wollte nicht einmal ein grandioser Fußballer
wie Fritz Walter, "Kaiser" Franz Becken-bauer oder Wolfgang Overath sein? Dominator
in der Formel 1 wie Michael Schumacher, ein Tenniscrack der Klasse Steffi Graf,
Boris Becker, Roger Federer? Vielleicht auch ein Reiter der Güteklasse Hans-Günter
Winkler oder Alwin Schockemöhle? Jede Sportart braucht seine Vorzeigeathleten.
Und dass die hier genannten Namen jeweils für einen riesigen Boom in ihrer Sportart
gesorgt haben, sei nur noch am Rande erwähnt. Kein Interessent wird sich in einem
Verein/Verband ect. anmelden, außer vielleicht Freunde und Bekannte, nur weil
Herr X oder Frau Y Präsident(in) ist. Bleibt im Sinne des Westernreitsports nur
zu hoffen, dass sich die Repräsentanten der Verbände schnellstmöglich, ohne jegliche
Bedingungen, an ei-nen Tisch setzen und nach Lösungen (nicht nach Pöstchen) suchen.
Man beachte in diesem Zusammenhang: Die Funktionäre sind für die Mitglieder da-
aber nicht umgekehrt!
Mehr dazu 2006
- NRHA Germany: Dagegen! Diekwisch und Schmaus treten zurück
Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter, z.B.
Nico Hörmann, Grischa Ludwig oder Daniel Klein für den Bereich Reining.
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