Neun Monate bis zum Abflug - und nichts ist klar
90.000 EUR - diesen Betrag benötigen die vier Reiningreiter und deren Begleittross im kommenden Jahr, um
als deutsches Team auf den Weltreiterspielen 2010 starten zu können.
Neben den Transportkosten für die Pferde schlagen auch die Unterbringungskosten hoch zu Buche: Im Holiday Inn Lexington North in Kentucky kostet
das Zimmer aktuell für Reiter und Mannschaft stolze 390 USD/Nacht.
Doch woher das Geld kommen soll, ist den Verantwortlichen auch neun Monate vor geplanten Abflug der Pferde nach Cincinnati (16.09.2010) noch vollkommen unklar.
Sicher ist bislang nur, daß
die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) nicht die Gesamtkosten übernehmen wird, sicher ist aber auch, daß die geforderte Eigenbeteiligung der Reiter diese Summe ganz bestimmt nicht decken wird.
Und so richten sich die Hoffnungen des Reining-Funktionäre zur Zeit auf zwei Geldquellen: Die Akquisition von großen Sponsoren durch die FN oder einer Marketingfirma
und die Finanzierung der deutschen Equipe durch eine "Anerkennungssumme" durch alle Westernreitverbände - sprich: Der Reining-Euro soll wiederauferstehen (siehe Vorbericht unten).
Der Reining-Euro soll doch kommen
Bereits im Sommer diesen Jahres wurde der Plan bekannt, dass auf Westernturnieren in allen Disziplinen eine Zwangsabgabe pro Start von min. 1 Euro zur Förderung des Spitzensports gezahlt werden sollte, der sogenannte "Reiningeuro".
So würden alleine im AQHA-Turniersport rd. 25.000 EUR zusdammenkommen, bei der EWU wären es weit über 35.000 EUR. Erst nach massiven Protesten (mehr dazu hier) ruderten die im FN-Beitrat Reining organisierten Verbände teilweise zurück.
Nun ist der Reining-Euro wieder auf dem Tisch, der Plan des FN-Beirates ist, ihn diesmal als sogenannten "Spitzensport-Euro" zu tarnen,
der 2010 erst Reining auf den Weltreiterspielen finanzieren soll,
später jeweils ein großes gemeinsames Event von Trail in 2011 und Western Pleasure in 2012 usw.
Etikettenschwindel "Spitzensport-Euro"
Was sich zunächst interessant anhört, entpuppt sich aber schnell als plumper Etikettenschwindel aus purer Zeit- und Geldnot, denn ausser Reining wird keine andere Westerndisziplin derzeit von FEI und FN anerkannt.
Und überhaupt: Welchem Bundeskader Trail soll denn 2011 die Summe von möglicherweise 60.000 EUR oder mehr zufliessen?
Und wer betreut den noch zu gründenden Bundeskader W. Pleasure 2012? Auch der FN Beirat Reining?
Und wird die NRHA Germany 2012 sich dafür einsetzen, daß Pleasurereiter 2012 in die USA zur NSBA World Show fliegen können? Dann müsste der FN Beirat in
Zukunft auch NSBA-Qualifikationsturniere anbieten...
Noch schlimmer an diesem Plan ist aber - wer sollte das denn alles glauben?
Das Dilemma - kein Geld, aber auch keine Zeit mehr
Die Situation ist klar: Während das Budget der Dressur- oder Springequipe sich aus den Turnierlizenzen der FN speist, hat die FN fast keine Einnahmen aus dem Westernsport,
denn die im FN Beirat Reining organisierten Verbände, die den Reining-Euro durchsetzen wollen, veranstalten selber so gut wie keine eigenen Turniere, aus denen sie schnell Zwangsabgaben erheben könnten. Und schnell muss es nun gehen.
Hier stoßen die Funktionäre aber auf ein neues Problem:
Lediglich die NRHA Germany und die EWU veranstalten eigene Turniere, die Zuchtverbände ApHCG, PHCG und DQHA verwalten lediglich die Turniere der amerikanischen Mutterverbände
APHC, APHA und AQHA.
Sollen AQHA-Tunierveranstalter zum Reining-Euro gezwungen werden?
Wie aber wollen die deutschen Zucht- und Reitverbände an das dringend benötigte Geld der Turnierstarter herankommen?
Schließlich geht es hier um viel Geld: Bei einem Euro pro Start kommen auf die Veranstalter einer AQHA-Show rasch Zusatzkosten von 500 EUR zu,
2.000 EUR für eine 4fach Show, die DQHA Q9 in Aachen müsste 3.300 EUR zusätzlich abführen, die steuerliche Behandlung dieser Reiningabgabe fehlt darüber hinaus noch ganz.
Zudem müssen die AQHA-Shows ab 2010 schon eine Verdopplung der AQHA-Gebühren verkraften.
Aber auch die NRHA Germany als Reiningverband käme in Erklärungsnot, denn wie soll sie ihren Mitgliedern nahebringen, daß derAnschluß an die NRHA USA weiterhin
sinnlos sei, aber die Förderung eines FEI-Events sinnvoll?
Die Entscheidung bleibt bei den Mitglieder
Ob die Zwangsabgabe aber tatsächlich eingeführt wird, das entscheiden schlußendlich die Mitglieder der im FN-Beirat Reining organisierten Verbände ApHCG, DQHA, EWU, PHCG und NRHA:
Ohne ihr Votum wird keiner der Vorstände diese Abgabe einführen können.
Daher kann sich der Beirat gar nicht auf den Reining-Euro verlassen, denn nicht nur die Zustimmung der Mitglieder bleibt angesichts der fehlenden Gründe für die Zwangsabgabe höchst ungewiss, auch
die Jahreshauptversammlungen der Verbände sind erst so spät im nächsten Jahr (DQHA- April 2010), daß keine Planungssicherheit gewährleistet ist.
Geht es am Ende doch an das Geld der Mitglieder?
Damit wird der direkte Griff in die Schatullen der Verbände immer wahrscheinlicher, sprich: die Weltreiterspiele 2010 werden wohl mit den Mitgliedsbeiträgen bezahlt werden müssen.
Ob aber die Spitzenförderung Reining zum Vereinszweck von DQHA und EWU gehört, sie wären mit der NRHA Germany wohl die größten Beitragszahler, und ob eine solche Mittelverwendung ohne Mitgliederzustimmung überhaupt rechtmäßig wäre,
bliebe abzuwarten.
Auch intern kämen schnell Diskussionen hoch: Wäre es legitim, daß die DQHA bspw. 20.000 EUR oder mehr für vier Reiningreiter in den USA ausgibt, aber die eigene Jugend mit weitaus weniger fördert?
Haben die Landesverbände der EWU nicht andere Interessen als das Sponsoring einer FEI-Reiningequipe?
Auch hier sollten die Mitglieder in naher Zukunft ein wachsames Auge auf die Aktivitäten ihres Vereins und ihre Funktionäre haben.
Schade ist es, wie dilletantisch, unüberlegt und nun hektisch die Vorbereitungen vonstatten gehen, denn die Rahmenbedingungen (Ort, Zeit) waren
lange im Voraus bekannt. Nicht erst seit gestern weiss man, daß die Weltreiterspiele 2010 in Kentucky, USA stattfinden,
genauso wenig ist es ein Geheimnis, daß die übernächsten Weltreiterspiele 2014 in Frankreich stattfinden werden.
Dafür wären dann Erlöse von 60.000 EUR über einen Reining-Euro fast schon wieder viel zu viel....
Vorbericht
Nach
dem Bekanntwerden einer möglichen Einführung eines "Reining-Euros"
durch die deutschen Westernverbände, ruderten zwei der
vier Westernverbände zurück. Nach der EWU distanziert
sich nun auch der PHCG und betont , es habe sich nur um "diskutierte
Möglichkeiten" gehandelt. Alle Verbände, außer
der NRHA, hatten bereits in der Sitzung datauf hingewiesen, dass
dieser Vorschlag innerhalb der Verbände erst diskutiert werden
muss. Zudem waren sich einig, "dass diese Fehlveröffentlichung
sicher zum Scheitern dieser Idee führen wird."
Übrigens: Vom
Tisch ist der Reining-Euro nicht, er soll u.a. bei der DQHA beim
Regionenmeeting am Samstag oder bei der Klausurtagung Ende des
Jahres diskutiert werden.
15. Juli 2009:
Korrektur: Einführung Reining-Euro nicht beschlossen
Warendorf (fn-press).
Die Einführung eines"Reining-Euro" zur Mitfinanzierung
und zur Weiterentwicklung des Spitzensportes Reining ist nicht
beschlossen. Anders als in FN-Aktuell 14/2009 gemeldet, handelt
es sich zunächst nur um eine Idee, die von den Westernverbänden
bei einem gemeinsamen Treffen mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
(FN) in Warendorf angedacht wurde. "Wir müssen neue
Wege zur Mitfinanzierung des Spitzensportes gehen. Die Teilnahme
der deutschen Reiner an den Weltreiterspielen 2010 in Kentucky
wird sehr teuer und ist finanziell noch nicht gesichert,"
erklärte Paul Kratschmer (Bad Camberg), Vorsitzender des
Disziplinbeirates Reining des Deutschen Olympiade-Komitees für
Reiterei (DOKR), den Hintergrund der Überlegungen, die die
in Warendorf anwesenden Westernverbände nun in ihren Gremien
diskutieren wollen. An dem Treffen nahmen die Deutsche Quarter
Horse Association (DQHA), die Erste Westernreiter Union (EWU),
die National Reining Horse Association (NRHA) und der Paint Horse
Club Germany (PHCG) teil, die auch über Fragen der Entwicklung
des Spitzensportes hinaus in Zukunft enger zusammenarbeiten wollen.
8. Juli 2009: Pressemitteilung
PHCG zur Diskussion um den "Reining-Euro"
Der PHCG hat an Sitzungen mit der FN teilgenommen bei denen
es unter anderen darum ging sich an den Kosten der Weltreiterspiele
für den Bereich Westernreiten zu beteiligen. Es wurden verschiedene
Möglichkeiten diskutiert. Sachlich falsch ist jedoch in der
Pressemitteilung widergegeben worden, dass hierzu eine Entscheidung
gefallen ist. Das Präsidium des PHCG betont nochmals ausdrücklich,
dass hier ausschließlich Möglichkeiten diskutiert wurden.
Eine Entscheidung über etwaige Kostenbeteiligung am Spitzensport
des Westernreitens kann und wird nur von der Delegiertenversammlung
des PHCG im Frühjahr 2010 vorgenommen. Dies wurde auch in
allen Gesprächen so vorgetragen.
Im Namen des Präsidiums
des PHCG - Karl-Heinz Schmidt
7. Juli 2009: Stellungnahme des EWU Präsidiums zur Pressemitteilung
der FN
Die EWU dementiert eine Presse-Information der FN (s.u.) zur Einführung
eines "Reining-EURO". Die EWU hat keine entsprechende Zusage gemacht,
"in allen Disziplinen pro Start mindestens einen Euro zur Förderung
des Spitzensports zu zahlen", wie es in der Presseinformation
heißt. Richtig ist, dass diese Idee zur Diskussion steht, es gab
aber keine Entscheidung dazu.
Das Präsidium der EWU Deutschland e.V.
Westernverbände führen Reining-Euro für Spitzensport ein
Warendorf (fn-press). Zur Finanzierung und zur Weiterentwicklung
des Spitzensportes Reining wird ein „Reining-Euro“ eingeführt.
Dieses beschlossen die Westernverbände bei einem gemeinsamen Treffen
mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) in Warendorf.
Danach soll auf Westernturnieren in allen Disziplinen pro Start
mindestens ein Euro zur Förderung des Spitzensports gezahlt werden.
In diesem Jahr ist die Zahlung noch auf freiwilliger Basis, ab
2010 ist sie dann verpflichtender Bestandteil in den Verträgen
zwischen den Westernverbänden und ihren Veranstaltern.
Der Fördertopf wird verwaltet vom Deutschen Olympiade-Komitee
für Reiterei (DOKR), das für die Beschickung internationaler Reining-Championate
wie Welt- und Europameisterschaften, die Berufung der Kader und
des Bundestrainer zuständig ist. Mit den Geldern soll auch das
deutsche Reining-Aufgebot für die Weltreiterspiele 2010 in Kentucky/USA
mitfinanziert werden.
Die Einführung des Reining-Euro ist eine Idee und Initiative der Deutschen Quarter Horse Association (DQHA), der Ersten Westernreiter Union (EWU), der National Reining Horse Association (NRHA) und des Paint Horse Club Germany (PHCG). Alle vier Verbände bekundeten auch den Willen zu einer stärkeren Zusammenarbeit über den Spitzensport Reining hinaus.