Promotion
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Und auch andere Vereine
in Europa, wie die NSBA in Belgien, sind nicht untätig, und werden
in Deutschland ob ihrer großen Starterfelder und ihrer Preisgelder
gelobt.
Vielleicht wird aber etwas im nächsten Jahr in Belgien unter dem
Namen NSBA zu sehen sein, das nicht nur die NSBA-Reiter, sondern
wohl auch den ein oder anderen Vertreter der anderen Vereine erstaunen
wird.
Trail und Western Riding, so meldet die belgische Tochterorganisation
der NSBA, werde ab 2006 Bestandteil der angebotenen NSBA-Klassen
in den USA sein, es werden Trophies, Preisgeld und Titel dafür
bereitgestellt werden. Zur Zeit prüft man noch, ob auch Belgien
dafür geeignet sei.
New Business Development, die Entwicklung neuer Geschäftsfelder,
wird hier wohl am lebenden Patienten geprobt, mit nicht unerheblichen
Risiken.
Zunächst findet sich im Selbstverständnis der NSBA keine Hinweise
auf Objektklassen wie Trail, sondern sie sind einzig und allein
zur Förderung der Zucht von excellenten Bewegern, eben für die
W. Pleasure und Hunter-Klassen, gegründet worden. Die Futurity,
Kernstück des Zucht-Vereins NSBA beinhaltet eine Longe
Line-Klasse, wo schon früh gute Beweger identifiziert und belohnt
werden.
Eine Trail- oder W. Ridingklasse stellt zunächst einmal keine
Anforderungen an die Qualität des Bewegungsablauf der Pferde,
und ist damit dem Zweck der NSBA so fremd wie eine Hunterklasse
bei der NRHA.
Auch die Richter, eigens geschult von der NSBA, müssten sich umstellen
- und welche besonderen Aspekte sollten sie gegenüber den Kollegen
der AQHA oder APHA setzen? Was könnten sie also besser machen?
Und wie die Showmanagements auf diesen Vorstoß reagieren, ist
vollkommen offen. Denn NSBA-Klassen laufen immer im Rahmen anderer
Shows, zumeist AQHA-Shows, und stellen angesichts ihrer besonderen
Ansprüche hinsichtlich der Abreite- und Durchführungsmöglichkeiten
eine zusätzliche Herausforderung dar. Sollten jetzt noch NSBA
Trail- und W. Ridingklassen in reguläre AQHA-Shows implementiert
werden, dann ist das für das Show Office mit zusätzlichem Aufwand
für den Zeitplan verbunden, kannibalisiert möglicherweise die
Trail- und W. Ridingklassen der Rasseverbände und reduziert die
Anzahl der Sponsoren für diese Klassen.
Die Kernfrage ist also: "Warum dat janze"?
Zwei Argumente lassen sich finden: Zum einen erfüllt die NSBA,
vor allem in Belgien eine Aufgabe dort, die der EWU in Deutschland
entspricht. Man empfindet sich weniger als Topliga der Pleasurereiter,
sondern eher als der nette Familienverein für jedermann.
Zum anderen sind Pleasurereiter oft auch Allaroundreiter, bestes
Beispiel ist der aktuell dominierende Pleasurehengst Imagimotion,
der die DQHA Allaround-Wertung in der Junior Division anführt.
Und diese Tendenz dürfte im Amateurbereich noch stärker sein,
denn man mag sich eher einen Pleasurewallach in einer Trail-Turnaround-Box
beim Drehen vorstellen als einen Reiningwallach im Hochgeschwindigkeitsspin.
Versucht die NSBA also hiermit, eine seit Jahren bestehende Tendenz
im Sport aufzugreifen, wohlmöglich als Test für größere
Dinge? Vielleicht die weltweite Präsentation und Promotion
der anderen Westerreitsportdisziplinen, die es neben Reining tatsächlich
noch gibt? Die Antipode zum Reininghype?
Man darf gespannt
sein auf die Erfahrungen im kommenden Jahr. Eines darf man aber
jetzt schon nicht - die möglichen Erfahrungen zu übertragen auf
alle anderen Länder. Denn was in den USA oder belgien noch akzeptiert
wird, könnte in Italien oder Deutschland dazu führen, daß dort
die NSBAs ihr Profil als Zuchtverein mit sportlicher Komponente
verlieren und als Gemischtklassen-Vereine im Kanon der anderen
Reitvereine untergehen. Und das wäre mehr als schade.
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