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Eitrige Entzündung der Huflederhaut
Der Hufabszess entsteht durch Eindringen von
Bakterien meist durch kleine Hornrisse oder
Spalten. Oft ist ein eingetretener Stein daran
Schuld, wenn sich Hornrisse bilden. Es kann sich
aber auch die Lederhaut durch einen Nageltritt
infizieren. Bakterien können in seltenen Fällen
auch über das Blut eingeschwemmt werden.
Wenn Pferde des Öfteren mit Hufabszessen
konfrontiert werden, leiden sie meist auch unter
schlechter Hornqualität. Die Hornqualität ist
abhängig von der Jahreszeit, der Veranlagung,
Haltung, Pflege und Fütterung. Schlechte Hornqualität
sollte man deshalb nicht achselzuckend
hinnehmen, sondern versuchen, die Ursachen zu
ergründen und abzustellen. Über eine ausgewogene
Fütterung, eine artgerechte Haltung sowie
Pflege des Hufs kann die Hufqualität verbessert
und Hufabszessen vorgebeugt werden.
Im Anfangsstadium kann ein Hufabszess zunächst
symptomlos sein, dass die Erkrankung
unbemerkt bleibt. Erst wenn das Pferd zu lahmen
beginnt oder sich Schwellungen oberhalb
des Hufes oder am Röhrbein zeigen, beginnt die
Suche nach der Ursache.
Die Lahmheit setzt oft plötzlich ein, kann gering-,
mittel- oder hochgradig sein. Meistens
zeigt sich eine eindeutige Stützbeinlahmheit.
Das Auffußen kann je nach Lage des Abszesses
verändert sein. Manchmal ist der Entzündungsprozess
so schmerzhaft, dass die Pferde den Huf
nur noch an der Hufspitze oder gar nicht mehr
belasten.
Bei tieferliegenden Abszessen kann eine Lahmheit
auch gänzlich fehlen. Erst wenn der Eiter
am Kronrand in Form einer schmierigen Masse
austritt, wird die Erkrankung auffällig. Meist
bleibt eine Schwellung aus, so dass äußerlich
keine Anzeichen auf eine Verletzung hindeuten.
Tritt jedoch eine Lahmheit in Verbindung mit einer
Schwellung auf, tippen die meisten Pferdebesitzer
schnell auf eine Sehnenverletzung.
Oft wird dann ein Hufabszess zunächst überhaupt
nicht in Betracht gezogen. Auch bei vermuteten
Sehnenverletzungen sollte ein Hufabszess
durch weitere Untersuchungen sicher
ausgeschlossen werden. Der Sehnenbereich
kann bei einem Hufabszess ebenfalls deutlich
anschwellen.
In diesem Fall leisten die Bakterien ganze Arbeit
und das Pferd muss in der Regel unter Antibiose
gestellt werden. Selbstverständlich muss deshalb
bei Verdacht auf einen Hufabszess neben
dem Hufschmied auch der Tierarzt hinzugezogen
werden.
Hufabszesse erkennen
Der Pferdebesitzer selbst kann aber auch schon
gute Vorarbeit in der Diagnostik leisten, wenn
er den Puls der Mittelfußarterie überprüft. Entzündungen
im Huf stehen in der Regel mit einer
starken Pulsation der Fußarterie in Verbindung.
Mit einer Hufuntersuchungszange, die jeder
Tierarzt, Hufschmied und auch viele Physiotherapeuten
in ihrer Ausrüstung haben, wird der
Huf auf Empfindlichkeiten abgedrückt. Meist
zeigt das Pferd dann durch eine Schmerzreaktion,
wo der Abszess sitzt. Die Reaktion kann
aber bei tief liegenden Abszessen auch fehlen,
so dass man die Verdachtsdiagnose Hufabszess
nicht komplett fallen lassen darf, wenn das
Pferd auf das Abdrücken mit der Hufzange nicht
reagiert.
Hinweise für Entzündungen im Huf sind neben
der Pulsation auch vermehrte Wärme der Hufkapsel.
Man sollte immer auch den gegenüberliegenden
Huf zum Vergleich heranziehen. Aber
auch wenn man hier Unterschiede bemerkt,
kann man dies nur als Anzeichen betrachten
und damit keine sicheren Rückschlüsse ziehen.
Als Spätsymptom kann man eventuell bereits
austretenden Eiter am Kronsaum, Ballen oder
Strahlfurchen erkennen. Der Eiter ist oft schmierig
und übelriechend. Ist der Eiterherd aufgebrochen,
verschwindet meist die Lahmheit auch
wieder. Dennoch muss der Abszess behandelt
werden, damit die Entzündung nicht wieder
aufflammt und weiteren Schaden anrichtet.
Lahmt ein Pferd aufgrund eines Hufabszesses,
kann die Lahmheit am nächsten Tag möglicherweise ganz verschwunden sein und Tage später
wieder auftreten. Das liegt daran, dass der Eiterherd
im Huf wandert. Während der Eiterherd
Kanäle findet und wandert, ist der Prozess für
das Pferd meist nicht schmerzhaft – das Pferd
lahmt nicht oder nur geringgradig. Steht der Eiterherd
jedoch und findet aufgrund fester Strukturen
keinen Kanal, erhöht sich der Druck des
Abszesses enorm. Es kommt zu starken Schmerzen
und somit auch zu hochgradigen Lahmheiten.
Bei wechselnden Lahmheitsgraden sollte
man deshalb auch an einen Hufabszess denken.
Die Behandlung
Bei Verdacht auf Hufabszess ist sofort der Tierarzt
und Hufschmied zu benachrichtigen. Die
Eisen – sofern das Pferd welche trägt – müssen
abgenommen und der Abszess mit der Hufzange
aufgesucht werden. Der Tierarzt oder Hufschmied
schneidet den Abszess auf, wobei er
darauf achtet, dass das Loch nicht zu groß wird.
Deshalb wird er mit dem Hufmesser vorsichtig
weiterschneiden, bis der Abszess gefunden
ist und entfernt werden kann. Das Loch sollte
trichterförmig angelegt werden, damit sich der
Kanal nicht schließt und von innen nach außen
zuwachsen kann. Der Tierarzt wird den Abszesskanal
säubern und desinfizieren. Anschließend
wird der Huf mit einem Hufverband geschützt.
Häufig wird auch ein Rivanol-Angussverband
angelegt. Nach zwei Tagen geht man zu trockenen
Verbänden über, bis die Huflederhautentzündung
abgeklungen ist. Die Verbände sollte
man alle zwei bis drei Tage wechseln.
Während das Pferd mit Hufverband ausgestattet
ist, muss es bei nassem Wetter meist auf
Koppelgang verzichten, weil der Hufverband
nicht die Griffigkeit aufweist, dass ein Ausrutschen
verhindert werden kann. Auch kann der
Hufverband durchnässen, wenn die Sohlenlage
zu wenig mit Klebeband geschützt ist.
Das Pferd kann erst wieder geritten werden,
wenn die eventuell notwendige Antibiotikabehandlung
abgeschlossen ist, der Hufverband
nicht mehr benötigt wird und bereits genügend
neues Horn gebildet worden ist, damit die Hufsohle
eine entsprechende Stabilität zurückerhalten
hat. Sinnvoll kann es deshalb sein, wenn
man das Pferd zunächst mit Ledersohle oder
einer anderen Einlage beschlagen lässt, bis das
Horn wieder stabil genug ist. Je nach Lage und
Ausmaß des Hufabszesses sowie dem Heilungsverlauf
muss man mit mindestens zwei Wochen
Arbeitspause rechnen. Die Regenerationszeit
kann sich aber auch über mehrere Wochen
erstrecken. Der Tierarzt kann das Ausmaß einschätzen
und aufgrund dessen Ratschläge über
die Einsatzfähigkeit des Pferdes geben. Ist der
Abszess am Kronrand durchgebrochen, kann es
bis zu einem Jahr dauern, bis der Kanal komplett
zugewachsen ist.
Quelle:
Renate Ettl für westernreiter (EWU)
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