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Die positiven Wirkungen von Wasser auf den Organismus
sowohl in der Rehabilitation als auch im Wellness-
und Fitnessbereich sind aus dem Humanbereich
hinlänglich bekannt. Therapieformen mit dem Element
Wasser kennt man aber auch schon länger in der Pferdebranche.
Neu jedoch ist eine Wasserführanlage, die
die Firma Kraft Führanlagen in Kooperation mit Horse
Wellness konzipiert hat.
Wasser ist ein magisches Element, es kann zerstörerisch, aber
auch heilsam sein. Der richtige Umgang mit diesem Element
ist entscheidend. In der Physiotherapie wird Wasser in verschiedenen
Formen gezielt eingesetzt, um spezielle Reize auf den
Organismus auszuüben und Heilungsmechanismen anzuregen. Aber
auch im Sport macht man sich vor allem die Trägheit des Wassers zunutze,
um ein effektives, aber schonendes Training zu erzielen.
Jeder Pferdebesitzer setzt im Sommer den massierenden, kühlenden
Wasserstrahl aus dem Gartenschlauch ein, um die Pferdebeine nach
einem anstrengenden Ritt zu kühlen. Der Wasserstrahl hat insbesondere
einen massierenden Effekt auf die Beinstrukturen, er fördert somit
die Durchblutung und in Folge dessen den Abtransport von Abfallstoffen
über das Blut- und Lymphsystem. Der Kühleffekt aus dem
Schlauch in Leitungstemperatur ist aber leider zu gering, um einen
therapeutischen Zweck zu erreichen. Dennoch empfinden die Pferde
die Abkühlung nach dem Ritt als angenehm.
Therapeutisch sinnvoll ist hingegen der Einsatz von „bewegtem Eis“.
Hierzu nutzt der Physiotherapeut einen Eislolly, der auf die entsprechende
Stelle zwei Minuten lang hin und herbewegt wird, um Erfrierungen
zu vermeiden. Durch den Kältereiz ziehen sich die Gefäße
zusammen. Bei der anschließenden Behandlungspause kommt es zu
einer reaktiven Mehrdurchblutung der Region durch eine kompensatorische
Weitstellung der Blutgefäße, der so genannten Vasodilatation.
Der Bereich erwärmt sich dadurch und die Abfallstoffe können
abtransportiert werden.
Wasserlaufband und Schwimmbäder waren gestern...
Für den Trainingsaufbau nach Verletzungen haben sich in der Rehabilitation
Wasserlaufbänder etabliert. Der Wasserstand kann beliebig
eingestellt werden und somit entscheidenden Einfluss auf die Belastung
der jeweiligen Strukturen erhalten. Das Wasser bietet einen deutlichen
Widerstand, so dass das Pferd wesentlich mehr Kraft aufwenden
muss, um eine Bewegung auszuführen. Dadurch wird verstärkt
die Muskulatur trainiert, während die Gelenke weitgehend geschont
werden. Dies ist der hauptsächliche Effekt des Wassertrainings.
Die Bewegungen auf einem Laufband sind allerdings nicht zu hundert
Prozent mit den natürlichen Laufbewegungen eines Pferdes
gleichzusetzen. Diesen Nachteil eines Wasserlaufbandes kann hingegen
die neu konzipierte Wasserführanlage ausgleichen. Die Firma
Kraft brachte sein Know How in Sachen Pferdeführanlagen und
Metallbau ein, Voncini Systems seine Erfahrungen der Wassertechnik und des Schwimmbadbaus. Nach fünfjähriger Entwicklungszeit
steht die Wasserführanlage nun der Pferdewelt zur Verfügung.
(Info unter www.kraft-fuehranlagen.de)
Die Wasserführanlage hat auch entscheidende Vorteile gegenüber
den verschiedenen Ausführungen von Pferdeschwimmbecken. Von
Schwimmbecken ist man mittlerweile fast vollständig abgekommen,
da das Pferd beim Schwimmen den Rücken lordosieren muss, um die
Nase über Wasser zu halten. Das Pferd drückt also den Rücken nach
unten weg. Dies wirkt sich jedoch sehr ungünstig auf die Bänder und
Muskeln des Rückens sowie der Wirbel aus. Bei der Wasserführanlage
hingegen bewegt sich das Pferd in einer natürlichen Schrittbewegung
vorwärts. v
Kneipp-Kur für angelaufene Beine
Die neuartige Wasserführanlage bietet sowohl für Training als auch
für den Einsatz im Rehabereich unterschiedliche Möglichkeiten. So
kann der Wasserstand im Führbecken von 30 Zentimeter bis 100
Zentimeter variiert werden. Je höher der Wasserstand desto mehr
Widerstand muss das Pferd muskulär überwinden, aber auch umso
größer ist der Wasserdruck, der auf den Organismus wirkt. Mit jedem
Meter Wassertiefe steigt der Druck um 0,1 Bar. Damit wirkt auf die
Pferdebeine ein sanfter Druck, der einer Lymphdrainage gleichkommt.
Durch den Druck und die massierende Wirkung des Wassers erfolgt
eine bessere Durchblutung, fördert die venöse Blutrückführung zum
Herzen und regt das Lymphsystem an. Das „Wassertreten“ a la
Kneipp ist deshalb eine ideale Therapie für Pferde mit schwachem
Lymphsystem und Neigung zu angelaufenen Beinen. Ödeme und Flüssigkeitsansammlungen
im Gewebe unterschiedlicher Ursache können
beim Wassertreten positiv beeinflusst werden.
Für das Training des Sportpferdes wird der Wasserwiderstand im Vordergrund
stehen. Dieser Effekt kann bei Zuschalten der Gegenstromanlage
noch gesteigert werden. Dabei baut das Pferd mehr Muskelmasse
auf, kräftigt das Herz und schont dabei die Gelenke. Dieses
Krafttraining hat einen positiven Einfluss auf das Herz-Kreislaufsystem
des Pferdes. Der Schwimmbadbauer und Mitentwickler der Wasserführanlage,
Claudio Voncini, hat auf seinem Gestüt in der Nähe
von Udine in Norditalien die Anlage schon seit längerem in Betrieb.
Er stellte fest, dass seine im Wasser trainierten Pferde einen deutlich
niedrigeren Ruhepuls haben. Dabei laufen die Pferde nach einer 15-
minütigen Eingewöhnungsphase im normalen Training etwa 30 bis 45
Minuten im Wasserbecken. Die Pferde können darum schnell, effektiv
und schonend konditioniert werden.
Ideale Arthrose-Therapie
Die Gelenkschonung kommt durch den Auftrieb des Wassers zustande,
da das Pferd nicht sein ganzes Körpergewicht tragen muss. Über die
Regulation des Wasserstands im Führbecken werden bis zu 60 Prozent
des Körpergewichts des Pferdes durch das Wasser getragen. Dies
kommt ganz besonders den Pferden zu Gute, die Gelenksprobleme
haben, unter Arthrosen leiden oder aufgrund einer Gelenkserkrankung
geschont werden müssen. Viele Pferde können auf diese Weise
trotzdem im Training bleiben.
Die neue Wasserführanlage kann mit individuellen Zusatzmodulen
ausgestattet werden. So ist es möglich, das Wasser auch entsprechend
zu temperieren oder das Becken wahlweise mit Süß- oder Salzwasser
zu befüllen. Warmes Wasser mit einer Temperatur von etwa 35 Grad
wirkt sich sehr wohltuend und entspannend auf den Organismus aus.
Es lindert die Schmerzen von arthrosegeplagten Pferden deutlich. Arthrosepferde
können im Wasserbad gelenkschonend bewegt werden.
Mit einer entsprechenden Wassertemperatur bietet man dem Tier eine
perfekte Therapieform.
Will man einen Trainingseffekt auf die Blutgefäße erzielen, wählt man
eine kühlere Wassertemperatur. Da die Wassertemperatur unter der
der Körpertemperatur liegt, ziehen sich die Gefäße im kühlen Nass
zusammen. Dies erfolgt auch dadurch, weil der Körper den Temperaturverlust
so gering wie möglich halten möchte. Verlässt das Pferd
das Wasser, weiten sich die Gefäße wieder. Der Wechsel von Zusammenziehen
und Dilatation der Blutgefäße führt zu einer besseren
Elastizität. Die Blutgefäße werden kräftiger und elastischer.
Neben den idealen Trainings- und Rehabilitationseffekten kommt
auch die Wellness des Pferdes bei einer Wasserführanlage nicht zu
kurz. Als Option kann die Wasserführanlage beispielsweise mit Hydro-
Massagedüsen ausgestattet werden.
Viele Pferde lieben es außerdem, im Wasser zu plantschen und kaum
ein Reiter hat heutzutage noch die Möglichkeit, in seiner Umgebung
seine Pferde in Bächen oder Flüssen „Wassertreten“ zu lassen. In
der modernen Form erfahren somit die längst vergessenen Pferdeschwemmen
durch die neu entwickelte Wasserführanlage eine Renaissance.
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