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Fit fürs Pferd – Teil 5:
Reiten bei Rückenproblemen
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Viele Pferde leiden unter Rückenproblemen, die aufgrund falschem Sitz, schlechter Einwirkung, unpassender Sättel und nicht angepasstes Training hervorgerufen werden. Tierärzte, Osteopathen und Heilpraktiker werden beauftragt, dieses Leiden zu lindern. Das ist auch gut so. Doch wie sieht es mit dem Rücken des Reiters aus?

 

Wussten Sie, dass die Rückenprobleme ihres Pferdes auch daran liegen könnten, dass Sie selbst unter Rückenschmerzen leiden? Viele Reiter tun jede Menge für die Fitness und Gesunderhaltung ihrer Pferde. Doch wie steht es mit der eigenen Fitness und Gesundheit? Die Erfahrungswerte zeigen, dass 80 Prozent mindestens einmal in ihrem Leben mit Rückenproblemen zu kämpfen haben.

Es ist nichts Neues, dass der Mensch im Beruf und in der Freizeit viel zu häufig sitzenden Tätigkeiten nachgeht. Doch der Mensch ist (wie auch das Pferd) eigentlich ein Lauftier. Er ist nicht dafür geschaffen, stundenlang in immer derselben Position zu sitzen. Die Wirbelsäule und alle anderen Gelenke, Bänder, Sehnen, Muskeln, Knochen und sämtliche Organe des menschlichen Körpers sind nicht danach ausgerichtet. Somit entsteht eine Unterforderung des Organismus, die wiederum zu erhöhter Verletzungsanfälligkeit (aufgrund mangelnden Trainings) führt. Das Zauberwort heißt Ausgleichssport, den der moderne Mensch dringend nötig hat, um das tägliche Bewegungsdefizit zumindest einigermaßen auszugleichen. Der Reitsport ist hierfür übrigens hervorragend geeignet. Der Umgang mit dem Pferd verlangt dem Menschen vielseitige Aktivitäten ab. Ob es sich um das Ausmisten der Box oder das Putzen des Pferdes handelt – da kann man schon ins Schwitzen kommen.

Bewegung ist ebenfalls nötig, um das Pferd auf die Koppel zu führen, die Hufe zu reinigen, den Koppelzaun zu reparieren oder das Heu aufzuschichten. Wer all diese Arbeiten jedoch zahlenderweise dem Pensionsstallbesitzer überlässt, kann nur noch auf Aktivitäten wie Putzen, Satteln und das Reiten selbst zurückgreifen. Doch bei richtigem körperlichen Einsatz kann dies allein schon ein hervorragender Ausgleich zum stundenlangen Sitzen sein.

Rückenschonendes Verhalten

Bei jeglicher Tätigkeit ist es wichtig, die Arbeiten rückengerecht auszuführen, um Schädigungen vorzubeugen. Bei allen Arbeiten rund ums Pferd kommen Hebetätigkeiten häufig vor: Der Kraftfuttersack mit 30 oder gar 50 Kilogramm sollte von einem erhöhten Punkt geschultert werden und nicht mit den Armen getragen werden, um die Wirbelsäule zu schonen. Der schwere Westernsattel wird stets körpernah getragen – am besten wird die Fork gegen die Hüfte gelegt und die Hand umfasst das Cantle. Besser noch ist es selbstverständlich, wenn der Sattel mit einem Sattel-Caddy zum Pferd gefahren werden kann und der Reiter den Sattel nur noch auf das Pferd heben muss. Hierfür ist die richtige Technik und viel Schwung entscheidend, um rückenschonend zu arbeiten.

Will man die Hufe aufheben, sollte man sich beim Bücken mit einer Hand am Oberschenkel abstützen, um die Wirbelsäule zu entlasten. Nicht sehr ratsam ist es aus Sicherheitsgründen, dabei in die Hocke zu gehen, was sich jedoch bei allen anderen Hebearbeiten (Aufheben von Putzzeug etc. vom Boden) anbietet. Der Rücken bleibt dabei stets gerade, die Hebekraft kommt aus den Beinen. Allerdings sollten Kniegeschädigte hier vorsichtig sein, denn diese Technik belastet die Kniegelenke wiederum stärker. Insbesondere ist es gerade für bereits rückenvorgeschädigte Reiter wichtig, sich im Alltag und im Umgang mit dem Pferd rückenschonend zu bewegen. Spezielle Rückenschulen bieten laufend Kurse an, die rückenschonendes Verhalten lehren, wobei sich hierfür nicht nur bereits Rückengeschädigte interessieren sollten, sondern jeder, der durch gezielte Präventionsmaßnahmen Rückenschäden erst gar nicht aufkommen lassen will.

Es kann im Laufe des Lebens zu verschiedenen Krankheitsbildern kommen, die sich in schmerzhaften Rücken- und Gelenksschmerzen äußern. Ein kurzer Umriss von Aufbau und Funktion der Wirbelsäule hilft, die Krankheitssymptome besser zu verstehen.

Aufbau und Funktion der Wirbelsäule

Die Wirbelsäule ist in seiner natürlichen Form doppel-s-förmig. Diese Bauartgewährleistet eine hervorragende stoßdämpfende Wirkung. Die menschliche Wirbelsäule besteht aus sieben Halswirbeln, 12 Brustwirbeln, fünf Lendenwirbelkörpern und dem Kreuzbein, das durch fünf verschmolzene Wirbelkörpergebildet wird. Verbunden sind die Wirbel durch Zwischenwirbelscheiben – auch Bandscheibengenannt–, die als Puffer fungieren und die gewohnte Flexibilität der Wirbelsäule erst ermöglichen. Die Bandscheibensitzen zwischen den Wirbeln und bestehen jeweils aus einem äußeren Faserring, in den der Gallertkern eingebettet ist. Gesichert wird die Lage der Bandscheiben durch die Längsbänder der Wirbelsäule.

Die Wirbelsäule dient als Haltegerüst des Körpers, kann aber diese Funktion ohne die notwendige Muskulatur nicht erfüllen. Die Rückenmuskulatur ist in mehreren Schichten aufgebaut. Dabei hat ein Teil der Muskulatur eine Haltefunktion, andere wiederum sind für die Bewegung verantwortlich. Die Muskeln gehen teilweise in die Extremitäten über und greifen ineinander, so dass die Muskulatur als komplexes Gebilde zu verstehen ist, die teils mit undteils gegeneinander arbeiten. Man spricht hier von Antagonisten (Gegenspieler) und Synergisten (Mitspieler). Der Antagonist verhindert beispielsweise die komplette Kontraktion des Partnermuskels. Jeder Muskel hat einen Antagonisten, weil sich ein Muskel nur durch das Zusammenziehen seines Gegenspielers wieder dehnen kann. So ist der Gegenspieler der Rückenmuskulatur die Bauchmuskulatur, was gerade für den Reiter sehr bedeutsam ist.

Wird die Bauchmuskulatur angespannt, dehnt sich der Rückenmuskel und das Becken kippt nach hinten ab. Das richtige Zusammenspiel von Bauch- und Rückenmuskulatur (in ganz allgemeiner, vereinfachter Vorstellung) ist notwendig, dass der Reiter im Sattel die Bewegungen des Pferdes auszugleichen vermag.

Krankheitsbilder

Schmerzt der Rücken beim Reiten (oder im Alltag bei bestimmten Tätigkeiten) können verschiedene Krankheitsbilder dafür verantwortlich sein. Die Abklärung durch einen Arzt ist selbstverständlich obligatorisch, insbesondere im Hinblick darauf, ob das Reiten im Krankheits-/Verletzungsfall überhaupt empfehlenswert ist.

Rückenschmerzen kann viele Ursachen haben. Die Diagnose ist durch einen Arzt abzuklären, der letztendlich auch darüber entscheidet, ob die Erkrankung oder Verletzung eine reiterliche Betätigung zulässt. Von einfachen Muskelverspannungen angefangen können Schmerzen im Rücken durch verschiedene andere Krankheiten ausgelöst werden. Entzündliche Erkrankungen wie Rheumatismus (Gelenksentzündung von Gelenken oder Weichteilen) oder Morbus Bechterew (Spondylitis ankylosans, eine chronische, rheumatische Wirbelsäulenerkrankung) verbieten die sportliche und somit auch reiterliche Betätigung. Bei einer Osteoporose (Knochenschwund durch Abbau der Knochensubstanz) ist Reiten durchaus möglich, wobei jedoch das Frakturrisiko bei einem Unfall deutlich erhöht ist. Da beim Reiten Rücken- und Bauchmuskulatur trainiert werden und somit die Wirbelsäule in ihrer Stützfunktion unterstützen können, ist das Reiten sogar eine sinnvolle Sportart, wenn sie unter Gesundheitsaspekten (kein Leistungssport, kein Springen oder Vielseitigkeit etc.) ausgeübt wird.

Auch bei Lähmungen ist Reiten ein wichtiger Aspekt, um ausgeglichene Bewegungen zu fördern und die allgemeine Fitness zu stabilisieren. ebenfalls mit Hilfe des Reitsports verbessert werden. In diesen Fällen helfen spezialisierte Trainer im Rahmen des Therapeutischen Reitens weiter. Bandscheibenschäden sind sehr verbreitet und gelten bereits als Volkskrankheit. Ärzte sind sich darüber nicht immer einig, ob Reiten bei Bandscheibenproblemen sinnvoll ist. Die Tendenz geht jedoch dahin, dass Reiten empfohlen wird, so lange keine akuten Schmerzen auftreten, weil auch hier das Training der Rücken- und Bauchmuskulatur die Wirbelsäule stützen helfen und damit der Schmerz reduziert oder gar vollständig beseitigt werden kann.

Die Degeneration der Bandscheiben ist ein natürlicher Prozess und setzt bereits in jungen Jahren ein. Mit zunehmendem Alter verschmälert sich der Abstand zwischen den Wirbeln durch Verschleiß. Durch diesen Verschleiß kann das Faserring der Bandscheibe brüchig werden und der Gallertkern herausgequetscht werden. Dieser kann schließlich gegen die Nervenwurzeln und das Rückenmark drücken (Bandscheibenvorfall), was die typischen Rückenschmerzen auslöst.

Die Bandscheiben müssen mit Nährstoffen versorgt werden, um funktionstüchtig zu bleiben und ihre Pufferwirkung zu gewährleisten. Hierzu ist viel Bewegung notwendig. Eine mäßige sportliche Betätigung kann frühzeitigen Verschleißerscheinungen vorbeugen und die Bandscheiben gesund erhalten. Das Reiten kann hier auch eine gute Prävention darstellen, da die gerade Körperhaltung und das dynamische Sitzen einen hervorragenden Trainingseffekt für die Bandscheiben darstellen.

Rückentraining zu Pferd

Um die Gangarten des Pferdes aussitzen zu können, muss der Reiter seine Rumpfmuskulatur entsprechend beanspruchen. Dabei wird der Körper trainiert und stabilisiert. Der Schritt hat sogar eine fast massierende Wirkung auf den Rücken, da die Bewegung abwechselnd links und rechts kreisförmig auf den Reiter einwirkt. Der Trab gibt die deutlichsten Stöße auf die Wirbelsäule ab, die durch nach hinten abkippende Beckenbewegungen ausgeglichen werden. Die Bandscheiben sind gefordert, die Stöße abzufangen. Bei akuten Bandscheibenproblemen und hart zu sitzenden Pferden kann der Reiter Probleme bekommen, die Gangart noch zu sitzen.

Um den Rücken nicht zu überstrapazieren, ist es darum besser leicht zu traben oder den leichten Sitz einzunehmen. Der Galopp ist eine sehr schwungvolle Bewegung, bei der ebenfalls eine kreisförmige Aktion mit dem gesamten Becken ausgeführt werden muss und ein gutes Training für die Rückenmuskulatur darstellt. Wer also Rückenschäden vorbeugen will, kann dies durch gemäßigtes Reiten tun. Auch hier bieten sich spezielle Rückenschulprogramme an, die der Prävention und der Sekundärprävention (Reiten bei bereits vorhandenen Rückenproblemen) dienen. Dabei ist nicht nur der korrekte Sitz in allen drei Grundgangarten das Mittel, sondern weitere Übungen, die die Flexibilität, die Entspannung und Stärkung des Rückens fördern. Verschiedene gymnastische Übungen spielen dabei eine Rolle. Diese Übungen sollten am besten an der Longe und im Schritt ausgeführt werden, wobei ein geschulter Trainer (Ausbilder im Reiten als Gesundheitssport - Übungsleiter Prävention) die Übungen für den jeweiligen Schüler gezielt auswählt. Auf diese Weise ist es möglich, speziell auf die Sitzund Rückenprobleme eines jeden Einzelnen einzugehen. Ein gezieltes Programm schützt vor Rückenschmerzen kurz- und langfristig und festigt den korrekten Sitz.


Quelle:
Renate Ettl für westernreiter (EWU)


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