Am gestrigen Sonntag, 15. Dezember 2013, ist Jean-Claude Dysli im Alter von Alter von 78 Jahren an Herzversagen gestorben.
Er galt als einer der bekanntesten Horsemen Europas, der sich in den letzten Jahren vermehrt für die Würde des Pferdes und dessen schonende Ausbildung nach bioenergetischen Erkenntnissen stark gemacht hatte.
Erst eine Woche zuvor ging sein Quarter Horse-Hengst Okie Isma Dad über die Regenbogenbrücke, dem er nun folgt.
Jean-Claude Dysli war für viele Westernreiter in Europa Mentor, Freund und Vorbild. Eine Legende lebt nicht mehr.
Am 5. November 1961 kam Jean-Claude Dysli als junger Akademiker in Kalifornien zum ersten Mal mit der Westernreiterei in Kontakt. Sein Professor hatte ihn zu einem Rodeoabend in den Cow Palace von San Fransisco eingeladen, als
in Europa noch niemand einen blassen Schimmer von Westernreiten hatte, weit vor dem Beginn des Marlboro Cowboy-Mythos.
Tief beeindruckt stand der Hauptmann der Schweizer Kavallerie am nächsten Morgen vor den Türen des nächstgelegenen Saddle Shops, dem Olsen & Nolte Saddle Shop, dessen Inhaber den jungen Schweizer direkt zum zweiten Abend ins Cow Palace einlud. Dort lernte Jean-Claude Dysli die führenden Pferdetrainer Kaliforniens kennen, die Rose Brothers aus Hollister, die ihn direkt am nächsten Morgen auf ihre 100 Meilen entfernte Ranch einluden.
Pünktlich um sieben Uhr morgens stand er dort nach einer Motorradfahrt - und durfte als erstes Ställe ausmisten, bevor er sein erstes Bridle Horse reiten durfte, was zunächst in einem Desaster endete.
Doch Dysli fuhr jeden Tag aufs Neue die 100 Meilen nach Hollister und lernte im Verlauf den Jungpferde-Zureiter der Ranch kennen - Ray Hunt, dessen Job er nach Hunts Rückkehr auf die heimische Ranch nach Idaho übernahm.
Ihn trifft er nach einigen Jahren auf einer Horse Show wieder, wo dieser ihn zu einem Besuch bei Tom Dorrance auf der YP Ranch ermuntert - und dort blieb Jean-Claude Dysli als Buckaroo für einige Jahre, bevor er 1969 seine erste eigene Ranch im kalifornischen Hollister kaufte, die "California Training Stables".
In den 70er Jahren feiert Dysli sportliche Erfolge in den USA, u.a. in Working Cowhorse, während das Westernreiten in Europa langsam Fuß fasst, auch durch Jean-Claude Dyslis Auftritte auf der EQUITANA (mehr dazu hier). In dieser Zeit kam er auch mit dem deutschen Zoll in Konflikt, worüber sogar der Spiegel 1981 berichtete (mehr dazu hier).
1981 wird Dysli mit "Bueno Swiss Doc" Dritter in der Reining auf der Snaffle Bit Futurity, im gleichen Jahr siedelt er nach Deutschland um, in einen Zucht- und Ausbildungsbetrieb in Welzheim.
Vier Jahre später entsteht in Spanien die bekannte Hacienda Buena Suerte in Villamartin, auf deren Hotel- und Reitbetrieb sich Dysli zunehmend konzentrierte.
In den letzten Jahren machte er sich vermehrt für die Würde des Pferdes und dessen schonende Ausbildung nach bioenergetischen Erkenntnissen stark, indem er den heute nicht mehr existenten Verein Pro Equi Dignitas gründete und mit Dr. Gerd Heuschmann eine erfolgreiche DVD-Reihe produzierte.
Textauszüge mit freundlicher Genehmigung des Quarter Horse Journals