Über 21.000 Teilnehmer, mehr als 100.000 Antworten in den Freitextfeldern: Die Resonanz auf die Online-Umfrage „Wie pferdegerecht sind Ausbildung, Turniersport und Pferdehaltung in Deutschland?“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) war riesig.
Inhaltlich ging es in der Umfrage, die Anfang des Jahres von dem auf die Pferdesportbranche spezialisierten Marktforschungsinstitut HorseFuturePanel durchgeführt wurde, um die Ausbildung von Pferd und Reiter, die Kopf-Hals-Position des Pferdes beim Reiten, um den Einsatz der Ausrüstung und Pferdehaltung. Ausgewertet wurden die über 21.000 Fragebögen – darunter 11.000 Vereinsmitglieder (Mitglieder in örtlichen Reit- und Fahrvereinen), 8.000 Turniersportler und 10.000 Mitglieder in anderen Pferdesportorganisationen oder Nicht-Mitglieder – in drei Gruppen: Vereinsmitglieder der FN, Turniersportler und Nicht-FN-Mitglieder.
65% halten die Kontrollen auf den Abreite-/ Vorbereitungsplätzen für unzureichend
Eine besondere Bedeutung hat der Turniersport als Aushängeschild und öffentliche Bühne des Pferdesportes. Viele Diskussionen und Kritiken entzünden sich an Bildern auf Vorbereitungsplätzen. Der Verband handelte und veröffentlichte 2014 den Kriterienkatalog für das richtige Reiten auf dem Vorbereitungsplatz. Laut Umfrage kennen 62 Prozent der Probanden den Kriterienkatalog.
Allerdings: Es gibt noch Luft nach oben. Echte Effekte durch den Kriterienkatalog erkennen die befragten Vereinsmitglieder noch nicht. Nur 15 Prozent meinen, dass es durch ihn zu einer Verbesserung der Vorbereitung der Pferde gekommen ist. 31 Prozent sind zwiegespalten (teils/teils) hinsichtlich des Effektes. Und für 37 Prozent hat der Kriterienkatalog in diesem Sinne nicht genug bewirkt. Eine zentrale Aufgabe mit Blick auf die Verbesserung der Situation auf den Vorbereitungsplätzen wird dabei den Richtern beigemessen: 64 Prozent halten deren Kontrolle des Reitens auf dem Vorbereitungsplatz für nicht ausreichend.
82% sind für ein generelles Schlaufzügelverbot auf Turnieren
Nicht nur in der Pferdesportöffentlichkeit, auch unter den Experten kontrovers diskutiert ist der Schlaufzügel. Hierzu haben die Vereinsmitglieder eine ganz klare Meinung: 82 Prozent würden den Einsatz auf dem Turnier grundsätzlich verbieten. Anders sieht es aus, wenn nach dem grundsätzlichen Verbot von Schlaufzügeln, auch zuhause im Training, gefragt wird. Dafür sprechen sich nur 45 Prozent der Probanden aus, 22 Prozent sagen teils/teils. Dass die Nutzung von Schlaufzügeln auf dem Turnier nur erfahrenen und qualifizierten Reitern erlaubt sein soll, meinen 33 Prozent, strikt dagegen ist jeder Zweite. Keine Mehrheit findet die Meinung, Schlaufzügel aus Sicherheitsgründen auf dem Vorbereitungsplatz und bei der Siegerehrung zu erlauben. Nur neun Prozent wären dafür.
69% wünschen sich mehr offizielle Kontrollen der Pferdehaltung
Dass Verbesserungsbedarf in Sachen Pferdehaltung besteht, ist auf jeden Fall die Meinung der meisten Vereinsmitglieder. So meinen 69 Prozent, dass die Pferdehaltung von offizieller Seite intensiver überprüft werden sollte. Die Kritik richtet sich hier auch an die FN: 42 Prozent stimmen der Aussage zu, dass der Verband einen zu geringen Wert auf die Umsetzung pferdegerechter Haltungssysteme legt. Dem widersprechen nur 22 Prozent (26 Prozent teils/teils).
Pferdetraining ersetzt nicht die freie Bewegung
Die Umfrage zeigte auch: Für die Vereinsmitglieder gehört die freie Bewegung zu einer pferdegerechten Haltung. Drei Viertel (Summe der Bewertungen 5 bis 7) von ihnen sind der Meinung, dass Training, Führanlage oder Wettkampf die freie Bewegung kaum bis gar nicht ersetzen können.