„Funktionelle Anatomie und Bewegungs-Physiologie“ war
das Schwerpunkt- Thema das Dr. Bärbel Klein (DQHA Zuchtrichterin)
zusammen mit Markus Rensing (Obmann des Zuchtausschusses der DQHA)
in diesem 2-tägigen Seminar erhellen wollten.
Vereinfacht kann man es vielleicht so ausdrücken: Welchen Zusammenhang
gibt es zwischen dem Gebäude eines Pferdes und seinen Bewegungen?
Ein komplexes Thema. Ohne ausreichend theoretische Grundlagen ist
das nicht einzukreisen. Also stellte sich primär die Frage:
Welches Gebäude ist korrekt und warum?
Nachdem Dr. Bärbel Klein in ihrem Vortrag die Basis hierzu
verständlich und ausführlich erläutert hatte, gab
es viele Fragen: Kann ein Pferd mit langem Rücken nicht genauso
gut sein? Sind denn erfolgreiche Pferde alle perfekt? Kann nicht
jedes Pferd bei dementsprechendem Training erfolgreich sein? Und
was ist „harmonisch“?
Fazit: Nicht alle sehr gut gebauten Pferde sind erfolgreich, aber
fast alle besonders erfolgreichen Pferde sind sehr gut gebaut!
Die rauchenden Köpfe und knurrenden Mägen wurden mittags
von Karstens megaleckeren Käsespätzle beruhigt. Danach
gab es etwas, was eigentlich jeden Reiter brennend interessieren
müsste.
Auf der Crosshill Ranch hatte man für die Praxis am Nachmittag
eine seltene Möglichkeit geschaffen: An erster Stelle stand
die Begutachtung eines Pferdes im Stand (steile/flache Schulter,
langer/kurzer Rücken, gute/weniger gute Ganaschenfreiheit
usw.) und an der Hand (Untertritt, Austritt, Knieaktion usw.).
Danach konnten Vermutungen, angestellt werden, wie sich die Mängel,
bzw. Vorzüge des Pferdes auf die Qualitäten unter dem
Sattel auswirken könnten.
Dann, und jetzt wird es wirklich genial, wurden die gleichen Pferde
unter dem Sattel vorgestellt. Dazu waren zum Teil Reiter mit ihren
Pferden extra angereist!
Jetzt sah man oft deutlich wie viel Hilfe das Pferd mit der schlechteren
„Anbindung“ oder dem „mangelnden Untertritt“
von seinem Reiter brauchte und wie sich die geringe Ganaschenfreiheit
auf die Bereitschaft des Pferdes zur Versammlung auswirkt. Allerdings
musste man auch bemerken, dass manche „Mängel“
im Gebäude durch fördernde Reiter so ausgeglichen wurden,
dass man unter dem Sattel von der steilen Schulter oder dem langen
Rücken nichts mehr mit bekam. Abschließend zum ersten
Tag ist vielleicht folgende Bemerkung seitens eines Reiters interessant:
„ Ich war mit meinem Pferd sehr erfolgreich, obwohl es kein
perfektes Gebäude hat, jetzt jedoch sind wir an den Grenzen
der Trainierbarkeit angekommen und alles Weitere wäre Quälerei.“
Das ist der Punkt an dem man die Entscheidung zu treffen hat,
ob man mit dem Status Quo zufrieden ist, oder ob man auf ein Pferd
mit besseren Voraussetzungen umsteigt…
Am zweiten Seminartag befasste sich die Theorie am Vormittag mit
der Rasse, der Herkunft, Verwendung und den Zuchtrichtungen. Einen
besseren Referenten als Markus Rensing kann man sich hierbei bestimmt
nicht vorstellen. Er referierte mit großer Ruhe und umfangreichem
Wissen, immer wieder unterbrochen von den Fragen der Teilnehmer.
Äußerst angenehm war an beiden Theorieeinheiten, dass
immer Zeit, auch für ausschweifende Fragen und Einwände
der Teilnehmer war. So kam unter anderem auch zur Sprache, dass
die Zuchtrichtung des Pferdes auf den Schauen keine Rolle spielen
kann. Rensing: „Ein korrektes Quarter Horse ist ein korrektes
Quarter Horse.“ Egal ob groß, klein, Halter oder Pleasure,
Cutter oder Hunter.
Zu der Bewertung auf den Zuchtschauen und der Frage warum nicht
die gesamte Scala von 0-10 ausgeschöpft würde erläuterte
er: „…ein durchschnittliches Quarter Horse geht mit
„7“ in die Arena, es verbessert oder verschlechtert
sich auf dieser Basis, je nachdem was es mitbringt.“
An diesem Nachmittag gab es nach einigen „normalen“
Fällen einige richtige „Schmankerl“ zum Beurteilungs-Test:
Eine Stute die wir im Gebäude sehr ansprechend fanden, zeigte
sich ohne erfindlichen Grund sehr verhalten in der Bewegung an
der Hand. Jeder hatte gedacht, sie würde sich besser bewegen!
Auch unter dem Sattel war dieses Pferd „irgendwie“
blockiert. Auf der Schau wäre sie also, trotz des guten Gebäudes,
nicht wirklich gut bewertet worden. Des Rätsels Lösung:
Die Stute hatte vor einiger Zeit eine Problemgeburt hinter sich
gehabt und ließ sich seither nicht mehr richtig los.
Danach stand der Hengst „Im Best In The West“ in der
Arena und wurde von den Teilnehmern der Reihe nach bewertet.
Die Geister schieden sich... Manchen gefiel die Hinterhand nicht,
andere waren der Auffassung, dass sie völlig in Ordnung sei…Was
jetzt?
In so einem Fall hilft nur der „Röntgenblick“.
Markus Rensing half und zeigte am Pferd, dass die Winkelungen
und Längen des Pferdekörpers vollkommen korrekt waren.
Das fast einzige Manko war die leicht steile Schulter. Warum gingen
die Meinungen dann so deutlich auseinander?
Des Rätsels Lösung ergab sich aus dem Alter! Der 20-jährige
Hengst hatte einfach nicht mehr die Muskelpracht eines Youngsters.
Hier stellte sich heraus, dass Beurteilung „unter die Haut“
gehen muss. Wir konnten den Sport-Veteranen, der früher sehr
erfolgreich war, danach auch unter dem Sattel bewundern und freuten
uns über sein unverbrauchtes Erscheinungsbild und seine dynamischen
Bewegungen. Mit 20! Also: objektiv bleiben! Das Gebäude beurteilen!
Neben all den Fragen, die man sich immer erst dann stellen kann,
wenn man wieder etwas mehr weiß, bleibt vielleicht noch
Diese: Warum waren bei 1300 Mitgliedern der DQHA in Bayern nicht
mindestens 1300 auf diesem Seminar?
Bericht: Antonia Prohaska
Teilnehmer: Manfred Berger, Petra van der Goot, Andrea Walther,
Marie Rimkus, Peter Kuhn, Barbara Kainzmaier, Dorleen Dudek, Karl
Weißenbacher, Kerstin, Andrea Schmelzer, Klara Vögele,
Dirk Huebner, Karsten Kurvin, Ruth Kurvin.
Referenten: Dr. Bärbel
Klein, DQHA Zuchtrichterin, Markus Rensing, Obmann des Zuchtausschusses
der DQHA