Wenn man heutzutage mit AQHA-Turnierreitern spricht, trifft man auf ein zunehmend kostenbewussteres Völkchen. Auf die Frage, wieso zunehmend Turniere ausdünnen oder gar ausfallen, kann man getrost auf die Antwort wetten: "Es wird alles immer teurer."
Nur: Wird der AQHA-Turniersport tatsächlich immer teurer?
Oder handelt es sich mehr um eine "gefühlte Inflation", auch angesichts anderer, günstigerer Angebote?
Oder wird der Aufwand größer, ein AQHA-Turnier besuchen zu können, weil längere Fahrtzeiten automatisch höhere Benzinkosten bedeuten?
Seit 10 Jahren analysiert wittelsbuerger.com die Kosten des Turniersports in regelmäßigen Startgeldvergleichen (mehr dazu hier).
Dazu wird die Entwicklung der Startgelder von AQHA-Shows und der Zusatzkosten eines Turnieres wie Office Charge,
Nachnenngebühren oder Boxenpreise verglichen.
Quarter Horse-Sport ist seit 2004 kaum teurer geworden
Der Vergleich fördert eine überraschende Erkenntnis zu Tage: Die Startgebühren der allermeisten AQHA-Shows sind seit 10 Jahren konstant geblieben.
Ein AQHA-Start als Erwachsener in NRW kostet immer noch 15 EUR, und auch die Big Shows in Kreuth sind preisstabil geblieben.
Alleine die Shows im Norden verteuerten sich in 10 Jahres-Vergleich, sodaß im Schnitt die Kosten für einen Start eines Erwachsenen um 1,50 EUR, der eines Jugendlichen um rd. 2 EUR stiegen.
Allerdings ist dieser Umstand nicht unbedingt der jüngsten Gebührenerhöhung der AQHA geschuldet (mehr dazu hier), denn die meisten Turnierveranstalter haben in diesem Jahr diese Erhöhung nicht an die Reiter weitergegeben.
Die Wege werden länger: 72% aller Starts in Kreuth oder Wenden
Im Vergleich ist allerdings auch zu sehen, daß die Wege länger werden und der AQHA-Sport längst nicht so mehr flächendeckend stattfindet wie vor zehn Jahren:
AQHA-Turniere wie Bremen-Schimmelhof, Königslutter, Vaterstetten, Herzlake, Zeiskam oder Nümbrecht sind buchstäblich von der Karte verschwunden.
Mehr noch: Auch durch den Sondereffekt der Q13 in Kreuth werden in diesem Jahr zwei von drei AQHA-Starts im oberbayrischen Kreuth stattfinden.
Wer anderswo AQHA starten will, muss oftmals noch weitere Wege in Kauf nehmen als sonst.
Die Aussichten: 2013 wird den stärksten Turnierrückgang seit 15 Jahren bringen
Die Absagen des Hill Country Circle Nümbrecht, der Easter Classic Eltze, der Summer Show Dönsel, die Verkleinerungen bestehender Shows und die nicht mehr als AQHA-Show angebotenen All-Novice Shows können nicht aufgefangen werden.
Nach aktuellem Stand werden in diesem Jahr, inkl. der neuen Shows wie Datteln oder Bitz, 20 AQHA Shows weniger angeboten werden als im vergangenen Jahr. Das ist der stärkste Rückgang seit 15 Jahren.
Leveling, DQHA direkt: Bislang keine Lösungen in Sicht
Alle bislang angebotenen Ideen zur Verbesserung der Situation verschärfen die Probleme paradoxerweise noch:
Für das AQHA Leveling Program sind bereits jetzt die Klassen oft zu klein, um diese überhaupt sinnvoll zu leveln. Die Berechnungen sind zu komplex (unterschiedliche Grundlagen und wechselnde Grenzen),
und so sind es Einzelfälle wie Rookie-Klassen in Overath, die für beide Seiten, Teilnehmer wie Veranstalter, attraktiv sind.
Und auch das neue Turnierkonzept „DQHA direkt“, das "die Turnierlandschaft neu beleben" soll, geht vollkommen am Problem vorbei.
Der Vergleich zeigt: DQHA direkt-Turniere sind für die Reiter nicht einen Cent günstiger als die AQHA-Shows, die sie ersetzen.
Für das gleiche Geld gibt es jetzt aber keine AQHA-Punkte mehr, keine AQHA-Einsteigerförderungen wie die "My First Show" Sticker und Caps - kurzum:
Für (Neu)-Veranstalter nicht einfacher und für Teilnehmer nicht günstiger.
EWU-Reiter starten günstiger als AQHA-Reiter - auch mit Quarter Horses!
Im direkten Vergleich von EWU- mit AQHA-Turnieren wird deutlich: Für AQHA-Reiter ist der Sport tatsächlich nahezu in ganz Deutschland um bis zur Hälfte teurer als für EWU-Reiter.
w!.com hat dazu die aktuellen Ausschreibungen von Anlagen in allen Regionen Deutschlands verglichen, die EWU- und AQHA-Turniere veranstalten.
Ergebnis: Ein AQHA-Reiter zahlt bereits ohne Box rd. 30% mehr als ein EWU-Reiter in derselben Region, auf derselben Anlage.
Durch die unterschiedlichen Zeitpläne vergrößert sich die Schere noch: EWU-Reiter brauchen für die Starts in ihren Leistungsklassen oft nur die Box für eine Übernachtung, AQHA All-Around-Reiter müssen dagegen immer den vollen Wochenendsatz kalkulieren.
Trend zum Wechseln: Mehr Quarter Horses im EWU-Sport
Zwar boomt Westernreiten in Deutschland nicht mehr, aber die Entwicklung der AQHA-Turniere liegt nicht an einer generellen Rückwärtsentwicklung des gesamten Westernreitsports.
Während der Anteil von Quarter Horse-Starts auf EWU-Turnieren seit 2008 um 20% zunahm, verbuchten die AQHA-Shows lediglich 12% mehr Starts.
Bereits jetzt verzeichnet die EWU auf ihren Turnieren 40% mehr Starts mit Quarter Horses als die AQHA-Shows.
Die gute Nachricht ist also, daß der AQHA-Sport nicht unbedingt teurer geworden ist.
Die schlechte, daß er aber für die Reiter zunehmend zu teuer wird, angesichts der gebotenen Alternativen.
Sollte die DQHA sich nun auch noch dazu entschließen, wie der ApHC Germany e.V. die Punkte der EWU-A/Q-Turniere in ihre High Point-Wertung zu übernehmen, dann
hätten Quarter Horse-Reiter in Zukunft auf annähernd 40 A/Q-Turnieren im Bundesgebiet die Möglichkeit, an die begehrten Punkte für den DQHA High Point zu kommen.