Nach dem ersten AQHA-Sportbarometer im Mai (mehr dazu hier) zeichnet sich nun deutlich ab,
daß die Zahl der AQHA-Starts in diesem Jahr den kräftigsten Zuwachs seit 1999 haben wird: Mit rund 25.760 prognostizierten Starts werden 26% mehr Starts verzeichnet
werden können als im Vorjahr, das All-Time High mit 26.809 Starts aus dem Jahr 2012 wird wohl nur knapp verfehlt werden..
Für den Standort Kreuth und die großen Turniere ist das eine positive Nachricht, für die anderen Turniere in Deutschland aber vielmehr ein weiterer Höhepunkt eines seit Jahren bekannten und ernsthaften Problems:
Die Erosion des AQHA-Sports läuft weiter ungebremst, große Turniere werden größer, alle anderen werden kleiner oder fallen ganz aus (mehr dazu hier).
Denn das ernorme Startplus ist fast ausschließlich den großen sechs AQHA-Turnieren des Jahres zu verdanken, den Big Six Shows der Golden Series (Bavarian Spring Classic, Bay. Meisterschaft, Bavarian Summer Show),
Quarter Horse-Europameisterschaft und Q16 Futurity/ Maturity Aachen.
Drei von vier Starts in diesem Jahr in Deutschland finden auf lediglich drei Standorten statt - Kreuth, Aachen und Wenden.
Zum Vergleich: Vor drei Jahren lag dieser Wert noch bei 60%.
Alleine die Startzahlen in Kreuth (Golden Series, QH-EM) werden dieses Jahr um über 50% steigen, von 8.166 Starts im Vorjahr auf 12.552 Starts in diesem Jahr.
Damit wird die Schere zwischen dem Turnierstandort Kreuth und allen anderen Turnieren in Deutschland so groß wie nie - jeder zweite Start in diesem Jahr ist in Kreuth zu sehen.
Und so wird es für die AQHA-Reiter flächendeckend so immer schwieriger, einen Einstieg mit ihren (Jung-) Pferden in die Turniersaison zu bekommen,
ob als Vorbereitung auf die großen Jahresabschlußturniere wie QH-EM oder Q16 oder z.B. in die regionalen Ranglisten.
Eine Tendenz, die sich seit 2013 massiv verstärkt hat - und die die DQHA wohlmöglich durchaus mit Wohlwollen betrachtet. Denn der verband managt mittlerweilen jeden zweiten AQHA-Start in Deutschland selber, eine nicht unerhebliche Einnahmequelle vor allem durch die großen Turniere QH-EM und Futurity/ Maturity.
Und so geht die seit Jahren vorherrschende Konzeptlosigkeit zulasten wichtiger, kleinerer AQHA-Turniere:
Memmingen: 84 Starts (-31%)
WHPD Overath: 206 Starts (-34%)
Alsbach: 84 Starts (+1%)
Sendenhorst: 89 Starts (-40%)
Langenbrettach: 145 Starts (-23%)
Kevelaer: 128 Starts (-13%)
Zum Vergleich: Die Hälfte der o.g. AQHA-Turniere sind in diesem Jahr kleiner als diverse All-Novice Shows: All-Novice Overath 122 Starts, All-Novice Datteln 100 Starts.
Der AQHA-Sport wird so in absehbarer Zeit den Weg der anderen Rasseverbände gehen (APHA, ApHC) und nur noch wenige, große Meisterschaften nach dem eigenem Regelwerk anbieten. Alles andere wird von den Reitverbänden abgedeckt werden (EWU, NRHA etc.).
Die Folge: Erstmals seit Jahrzehnten wird die DQHA ihren Sportlern keine konsistente, in sich geschlossene Turnierinfrastruktur mehr anbieten können, sondern muss seine Rolle weitestgehend als Ausrichter von Verbandsmeisterschaften reduzieren, mit allen Konsequenzen:
Auszeichnungen und Föderungen wie High Points etc. werden irrelevant, das AQHA-Regelwerk aus den USA hat erstmals seit der Verbreitung des Westernreitsports in Deutschland seit den 1970er Jahren kaum noch Bedeutung. Denn die EWU wird den Westernreitsport noch deutlicher prägen als bislang, sei es im Großen wie der Jungpferderegelung (erst ab dem Alter von vier Jahren) oder der Helmpflicht für Jugendliche (nicht bei Rasseverbänden), sei es im Kleinen wie den Ranch Riding-Bestimmungen oder dem einhändig gerittenen Bosal.
Spätestens dann kann auch wieder über einen Dachverband in Deutschland nachgedacht werden und sich der Kreis zum Anfang hin schließen - 1977 wurde die DQHA Mitglied der "Europäischen Westernpferde und -reiter Union (EWU)" und konzentrierte sich "auf rein züchterische Aufgaben" (mehr dazu hier).