Hermann Kind, ein Quarter Horse-Pionier, Züchter und Funktionär der ersten Stunde, feiert am Pfingstsamstag seinen 80. Geburtstag.
Vor allem in den 80er Jahren entfaltete Hermann Kind enorme Show-Aktivität und das mit einer Vielseitigkeit, wie man sie heute nur noch selten sieht.
Bereits bei der zweiten AQHA Show, die je auf deutschem Boden stattfand, 1982 in Trebur, war er mit der Stute Misty Patty Page außerordentlich erfolgreich.
Doch wenn man von diesem Urgestein der deutschen Quarter Horse-Szene spricht, kommt man nicht umhin, jenen Hengst zu erwähnen, der zum Stammvater seiner Zucht wurde.
Royal Te Too und Hermann Kind, diese beiden Namen sind untrennbar
miteinander verbunden. Ursprünglich war es Randy Philips, der
den 1979 in Minnesota geborenen Quarter Horse-Hengst Royal Te
Too nach Deutschland holte, doch in Erinnerung geblieben ist er
als der Hengst von Hermann Kind. 1983 kam Royal Te Too auf Kinds'
Riedsee Ranch im hessischen Riedstadt und wurde zum Stammvater
der dortigen Zucht. Royal machte vor allem als Vererber und Halterpferd
von sich reden, seine Performance-Laufbahn fand leider durch eine
Verletzung ein jähes Ende. Doch er hat seine tollen Gänge und
sein ruhiges und ausgeglichenes Wesen an etliche Nachkommen weitergegeben.
Apropos Nachkommen: Hermann Kind war ein Unternehmer mit Leib
und Seele, im Hauptberuf betrieb er ein Betonwerk, doch sein Unternehmergeist
zeigt sich auch darin, wie konsequent er seine Quarter Horse-Nachzucht
promotete. Seine Pferde wurden bald zu einer Marke. Schöne, athletische
und gesunde Quarter Horses, in verschiedensten Disziplinen einsetzbar,
waren dabei stets sein Zuchtziel.
Gleich das erste auf der Riedsee Ranch geborene Quarter Horse-Fohlen,
der Hengst Royal Chants Te Too, gewann bereits als Weanling die
DQHA Futurity und wurde später unter Else Schmitt mehrfach Europa
und Deutscher Meister in Trail und Western Pleasure sowie Vizemeister
in Western Riding. Mit Boo Sorella Te Too lebt eine der erfolgreichen
Royal-Töchter bis heute auf der Riedsee Ranch. Die inzwischen
26-jährige Stute, die übrigens von Werner Boor gezüchtet wurde,
feierte unter Else Schmitt in der Open, unter Hermann Kind in
der Amateur und unter seiner Enkelin Nicole Abraham in der Youth
gleichermaßen Erfolge. Boo Sorella Te Too war mehrfach Europameister
in Trail und Western Pleasure, mehrfach High Point Horse und World
Show Qualifier und später eine der klasse Zuchtstuten der Riedsee
Ranch. Bei der großen Zahl der Starpferde, die bei Hermann Kind
zuhause waren, fällt es schwer, eine Auswahl zu treffen, doch
zwei der großen Stars waren mit Sicherheit die beiden, die 1989
dort einzogen: Hollywood Cody Jac, und Brendas Fancy. Mit diesen
beiden feierte Hermann Kind seine größten Erfolge. Mit dem Palomino-Hengst
Hollywood Cody Jac – einem typischen Sohn von Hollywood Jac 86,
also kräftig, solide, zäh, eisenhart und willig – erzielte Hermann
Kind beste Ergebnisse in Reining und Western Riding. Sein Talent
gab Hollywood Cody Jac auch an seine Nachkommen weiter: Hollywood
Cody Rose, Hollywood Cody Bill, Tamy Cody Jac, die Reihe ließe
sich fortsetzen. Der Stute Brendas Fancy, die Hermann Kind ebenfalls
1989 kaufte, gelang das Kunststück, zwischen 1990 und 1993 vier
Jahre in Folge Europameister Western Riding zu werden, daneben
hatte sie hervorragende Platzierungen in der Reining und ungezählte
Titel bei der EWU vorzuweisen.
Wer sich an Hermann Kind und die Anfangstage der AQHA-Shows in
Deutschland erinnert, erinnert sich an einen, der angepackt hat,
einen, der immer da war, wenn er gebraucht wurde. Egal, ob es
darum ging, Sand zu fahren, den Boden zu richten, Hindernisse
zu organisieren – Hermann Kind war zur Stelle. Manche sagen, er
hatte einen „Sprachfehler“ – Er konnte nicht „nein“ sagen. Und
wie bereits erwähnt hat er sich zudem auf politischer Ebene hervorgetan.
Von 1985 bis 1990 stand er als Vorsitzender und stellvertretender
Vorsitzender an der Spitze der Regionalgruppe Hessen, unter anderem
gemeinsam mit Christine Baumbach. Bei der NRHA Germany gehörte
er gar zu den Gründungsmitgliedern. Ohne Frage: Hermann Kind ist
einer, der deutlich seine Meinung sagt und der keine Angst hat,
anzuecken, aber gerade diese direkte Art schätzen haben die, die
ihn gut kennen, schätzen gelernt.
Die Quarter Horse-Leidenschaft, die Hermann Kind 1981 mit seinem
ersten von Randy Phillips gekauften Quarter One Called Bonanza
gepackt hat, hat ihn übrigens bis heute nicht losgelassen. Nach
wie vor trainiert er täglich ein bis zwei Pferde und bereitet
seine Nachzucht für die Shows vor.