Mehr Starts, aber nur noch auf wenigen, großen Turnieren - damit lässt sich die AQHA-Turniersaison 2016 kurz und knapp beschreiben. Dabei ist das erwartete Startplus, nach dem EM-Desaster 2015, ausschließlich den größten AQHA-Turnieren des Jahres zu verdanken, den AQHA-Shows der Golden Series (Bavarian Spring Classic, Bay. Meisterschaft, Bavarian Summer Show) sowie der Quarter Horse-Europameisterschaft in Kreuth.
Knapp 71% aller AQHA-Starts finden somit ausschließlich auf diesen Turnieren in Kreuth und Aachen statt - auch das ein neuer Rekord.
Nur noch 29,7% aller AQHA-Starts in Deutschland finden auf Turniern statt, die keine 4-fach- oder gar Europameisterschaft sind - eine Entwicklung, die man bereits von den anderen Rasseverbänden APHA und ApHC kennt. Damit steht der AQHA-Sport nicht auf einem soliden Fundament, sondern verliert den Zugang zur Basis.
Und. Die großen Turniere müssen sich zunehmend auf AQHA-Einsteiger einstellen udn entsprechend Noviceklassen anbieten. Vorbild: Paint Horse-Europameisterschaft.
Die DQHA als Veranstalter
Von Europameisterschaft, Q-Serie bis zu den Regiofuturitys - mehr als jeder zweite Start in Deutschland wird mittlerweilen von der DQHA direkt oder ihren Regionalgruppen organisiert. Private Veranstalter haben sich hingegen weitestgehend zurückgezogen.
Wo reiten die Jugendlichen?
Der Jugendsport verzeichnedt in diesem Jahr 23% mehr Starts, diese sind aber ebenfalls auf den Sondereffekt der QH-Europameisterschaft 2015 zurückzuführen. Trotzdem: 2016 waren so wenig Jugendliche am Start wie zuletzt im Jahr 2001.
Zum Vergleich: Auf der DQHA Q16 gab es 161 Jugendstarts in 22 Klassen, auf der EWU german Open 2016 waren es 317 Starts in acht Klassen.
Wenig Turniere mit vielen Starts - ist das die Zukunft im Rassesport?
Insgesamt betrachtet wird die Schere zwischen der Anzahl Starts und dem Angebot an Turnieren immer größer - mehr Starts auf weniger Turnieren, diese aber mit mehr AQHA-Shows.
Und damit nicht nur teurer für die Teilnehmer, sondern auch mit einem steigenden Anreiseaufwand und Aufenthalt verbunden.
Eine ungesunde Entwicklung - im Jahr 2012 fanden noch auf 56 Turnieren mit 98 Shows statt, in diesem Jahr sind vergleichbar viele Starts auf nur noch 49 Turnieren mit 79 AQHA-Shows.
Und so wird es für die AQHA-Reiter in Deutschland so immer schwieriger, einen Einstieg mit ihren (Jung-) Pferden in die Turniersaison zu bekommen,
ob als Vorbereitung auf die großen Jahresabschlußturniere wie QH-EM oder Q17 oder z.B. in die regionalen Ranglisten.
Der AQHA-Sport wird so in absehbarer Zeit den Weg der anderen Rasseverbände gehen (APHA, ApHC) und nur noch wenige, große Meisterschaften nach dem eigenem Regelwerk anbieten. Alles andere wird von den Reitverbänden abgedeckt werden (EWU, NRHA etc.).
Die Folge: Erstmals seit Jahrzehnten wird die DQHA ihren Sportlern keine konsistente, in sich geschlossene Turnierinfrastruktur mehr anbieten können, sondern muss seine Rolle weitestgehend als Ausrichter von Verbandsmeisterschaften reduzieren, mit allen Konsequenzen:
Auszeichnungen und Förderungen wie High Points etc. werden irrelevant, das AQHA-Regelwerk aus den USA hat erstmals seit der Verbreitung des Westernreitsports in Deutschland seit den 1970er Jahren kaum noch Bedeutung. Denn die EWU wird den Westernreitsport noch deutlicher prägen als bislang, sei es im Großen wie der Jungpferderegelung (erst ab dem Alter von vier Jahren) oder der Helmpflicht für Jugendliche (nicht bei Rasseverbänden), sei es im Kleinen wie den Ranch Riding-Bestimmungen oder dem einhändig gerittenen Bosal.
Spätestens dann kann auch wieder über einen Dachverband in Deutschland nachgedacht werden und sich der Kreis zum Anfang hin schließen - 1977 wurde die DQHA Mitglied der "Europäischen Westernpferde und -reiter Union (EWU)" und konzentrierte sich "auf rein züchterische Aufgaben" (mehr dazu hier).