Es sieht weiterhin nicht gut aus für Reining auf FEI-Level: Zwar hatten die
FEI-Delegierten auf der Generalversammlung am 19. November 2019 in Moskau für den Verbleib von Reining als offizielle FEI-Disziplin gestimmt, sich aber auf einen Vier-Jahres-Plan verständigt, der zu erfüllen sei.
Nun wurde nach einer Vorstandsitzung der FEI vergangene Woche bekannt, dass es weiter große Differenzen gäbe zwischen der FEI und NRHA, was
das Alter der Pferde und deren Reglementierung angeht.
Die FEI beansprucht weiterhin die Reglementierungshoheit über Pferde ab einem Alter von sieben Jahren, die in den von der FEI betreuten Disziplinen starten. Derzeit
gelten für diese Altersgruppe der Reiningpferde noch die NRHA USA-Regeln, z.B. beim US-Derby, dem European Derby oder dem NRBC.
Mit dem 2019 geschlossenen "Future of Reining"-Agreement (s.u.) hatte sich die NRHA USA eigentlich dazu verpflichtet, FEI-Regeln für ihre Turniere mit Pferden ab sieben Jahren anzuwenden, andernfalls
gälten diese als "Unsanctioned Event", alle Reiter und Offiziellen müssten mit Sperren durch die FEI rechnen.
Mit dieser Situation verstoße die die FEI selber gegen ihre eigenen Statuten, so FEI-Präsident Ingmar De Vos und spricht dabei sogar von "irreparablen Differenzen" zwischen den Vorständen von NRHA USA und FEI.
Als Konsequenz werden solange keine internationalen FEI-Meisterschaften in der Disziplin Reining ausgerichtet, bis dazu eine Einigung gefunden wurde.
Ein endgültiger Bruch zwischen FEI und NRHA USA ist ebenfalls im Raum, der FEI steht das Recht zu, das Abkommen das Abkommen aufkündigen, und Reining wäre als FEI-Disziplin doch wieder Geschichte.
"Future Of Reining" - das Agreement zwischen FEI und NRHA USA
Das Agreement gilt zunächst einmal bis zu den FEI Reining World Championships 2022, kann aber bei Pflichtverletzung einer der beiden Seiten jederzeit mit sechs Monaten Vorlaufszeit und 30 Tagen Reaktionszeit aufgekündigt werden.
Inhalt des Abkommens ist unter anderem, dass mit Hilfe eines Strategieplans über vier Jahre mehrere „Key Performance Indicators“ erfüllt werden müssen, damit die Disziplin in der FEI wächst. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Zahl der Reining-Veranstaltungen, der teilnehmenden Pferde und Aktiven im Vergleich zu 2018 um einen gewissen Prozentsatz wächst. Zudem wurden strategische Ziele ausgemacht, wie etwa, dass Tierschutz, ethische Grundsätze und Anti-Doping-Prinzipien von der NRHA anerkannt werden, dass der Verband eine klare Verantwortung für die Ausbildung von Aktiven und Offiziellen übernimmt und es bessere Angebote für die Jugend gibt. Soenke Lauterbach, Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), der als Delegierter vor Ort war, begrüßte das Abkommen ausdrücklich.
In diesem Agreement geht es vor allem um klare Zielvorgaben, die die FEI den Reinern auferlegt: In den kommenden drei Jahren, 2020 bis 2022, muss sich die Zahl der FEI-Reiter knapp verdoppeln, die Zahl der Turniere rd. verdreifachen.
Bis 2024 sollen 600 FEI-Reiningreiter, 520 FEI-Reiningpferde im Alter ab sieben Jahren und älter sowie 160 FEI-anerkannte Turniere in den Datenbanken zu finden sein.
Damit stehen die Reiner wieder dort, wo sie 2006 bereits standen: Am Anfang. 2005 entwickelte das FEI Reining Committee den FEI Reining Strategic Plan, der ebenfalls die Zielvorgabe hatte, die Turnierinfrastruktur innerhalb von vier Jahren voranzutreiben, auf 150 FEI-Reinings pro Jahr in mindestens 35 Nationen, die Erhöhung der Anzahl von FEI-Richtern und Stewards etc.
Erreicht werden sollen diese Zielvorgaben diesmal vor allem durch die Fokussierung auf jugendliche Reiter und die Einbindung von Reitern aus dem Rookie- und Intermediate-Leveln. Damit soll FEI-Reining also deutlich mehr Fundament erhalten und sich nicht nu auf den internationalen Spitzensport konzentrieren.
Für die Umsetzung legt die FEI allerdings deutliche Rahmen auf: Gemeinsame Turniere, auf denen NRHA- und FEI-Klassen stattfinden, gelten als "Joint Events", auf denen ohne Ausnahme alle FEI Rules and Regulations (Stewarding, Anti-Doping, Horse Inspections etc.) gelten werden.
Für alle anderen Turnieren, den "Non FEI Reining Competitions", muss die NRHA USA bis Mitte Februar 2020 ein Kontrollsystem eingerichet haben, das sicherstellt, daß nicht mehr als 15 ausländische FEI-Reiter an einem solchen Turnier teilnehmen und oder nicht mehr als vier FEI-anerkannte Verbände.
Denn ab 2020 ist jedes Reiningturnier, an dem Pferde ab 7 Jahren teilnehmen und mehr als 15 ausländische Reiter reiten (und/oder mehr als vier nationale Verbände teilhaben), eine FEI International Reining Competition, auf der ausschließlich das FEI-Reglement gilt und an dem jüngere Pferde nicht teilnehmen dürfen, zudem muss es offiziell im FEI-Kalender eingetragen sein.
Andernfalls würde ein solches Turnier als "Unsanctioned Event" gelten, alle FEI-Reiter und -Offiziellen müssten mit Sperren von bis zu sechs Monaten rechnen.
Kann die NRHA USA diese Kontrolle nicht bis zum Februar 2020 sicherstellen, wird die FEI das Abkommen aufkündigen, und Reining wäre als FEI-Disziplin doch wieder Geschichte.
Und auch danach liegt noch jede Menge Arbeit vor den Reining-Funktionären:
Im kommenden Jahr muss ein jährlicher FEI Reining Nations Cup für 1*/ 2* Reiter sowie Junior/Young Riders ins Leben gerufen werden, zudem die Erstellung einer Rangliste für 1*/ 2* Reiter.
Sicherstellung der Umsetzung des FEI-/NRHA-Agreements, konsequente Umsetzung der Horse Welfare-, Anti-Doping- und Ethik-Regelungen, klare Verantwortlichkeiten für die Ausbildung von FEI-Offiziellen und -Reitern, die Überprüfung des Sterne-Systems
und die Förderung der jugendlichen Reiter sowie der Level 1*/2*-Reiter - darauf hat sich die NRHA USA nun verpflichtet, um Reining eine Zukunft als FEI-Disziplin zu geben.
Die Befürworter von FEI-Reining werden jetzt jede Menge Kraft und Atem brauchen, um die ehrgeizigen Zielvorgaben zu erreichen. Unklar ist, auf wieviel Hilfe sie von der NRHA USA dabei hoffen können - es ist nicht dokumentiert, daß die amerikanischen Vertreter auf der FEI-Generalversammlung sich sichtbar dafür eingesetzt haben, anders als ihre euopäischen Kollegen.