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Fangen wir bei der Temperatur
an:
Im Offenstall ist das kein Thema, hier entspricht das Stallklima
den Außenverhältnissen. Wer aber ein altes Gebäude mit vier Wänden und einem Dach
umbauen will, erhält einen so genannten geschlossenen Stall. Dessen Aufgabe ist
es, extreme Außentemperaturen zu mäßigen, damit das Pferd zum Beispiel kein allzu
dickes Winterfell bekommt und die Tränken nicht einfrieren. Früher galt als Richtwert
für die Stalltemperatur im Winter ein Wert von 8 bis 15 Grad. Diese Meinung ist
mittlerweile überholt – das Pferd soll keinem Temperaturschock ausgesetzt sein,
wenn es vom Stall ins Freie geführt wird, wo evtl. Minusgrade herrschen.
Beim
Umbau eines alten Gebäudes werden Sie eher das gegenteilige Problem haben:
Ohne
Ventilatoren erfolgt der natürliche Luftaustausch nur, wenn innen und außen ein
gewisser Temperaturunterschied besteht (mindestens drei Grad wärmer im Stall).
Diese drei Grad können Pferde durch Atmung und Wärmeabgabe meist nicht „aufheizen“.
Deshalb empfi ehlt es sich, eine Wärmedämmung einzubauen. Ein Fachmann bringt
die Dämmung von außen an, da die Dampfdurchlässigkeit der Bauteile von innen nach
außen zunehmen muss.
Falls Sie über dem Stall Heu und Stroh lagern möchten,
sollte die Wärmedämmung auch an der Decke erfolgen, sonst bildet sich dort mit
der Zeit Kondenswasser. Schlägt sich trotz ausreichender Wärmedämmung Feuchtigkeit
an Stallwänden und -fenstern nieder, so ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass
etwas mit der Lüftung nicht funktioniert. Sehr schlecht für Pferde ist eine hohe
Luftfeuchtigkeit bei warmen Temperaturen. Das begünstigt die Vermehrung von Schimmel,
Parasiten und Krankheitserregern. Niedrige Luftfeuchtigkeit hingegen begünstigt
die Staubbildung und reizt die Atemwege. Bei alten Gebäuden bekommen Sie eine
ausreichende Luftzirkulation oft nicht hin, ohne eine Ventilatorenlüftung (Zwangslüftung)
einzubauen. Zusätzlich sollten sie kleine, hohe Fenster durch großzügige, helle
Außenklappen ersetzen. Haben Sie dabei keine Angst vor Zugluft! Das Pferd hat
einen körpereigenen Thermoregulationsmechanismus, mit dem es sich auf kalte oder
warme Luft einstellt. Dieser Mechanismus funktioniert allerdings nur, solange
das ganze Pferd im Wind steht. Einen „Zug“ bekommt es jedoch, wenn Kaltluft punktuell
auf seinen Körper trifft, beispielsweise durch eine undichte Stelle in der Wand.
Zurück
zum Thema Fenster:
Die meisten alten Stallfenster bestehen aus ungeschütztem,
zerbrechlichem Glas. Das stellt für Pferde eine ebenso hohe Verletzungsgefahr
dar, wie andere scharfkantige, hervorstehende Bauteile und zu eng bemessene Öffnungen.
Auf diese Dinge legten die Erbauer der Höfe Anfang des letzten Jahrhunderts leider
wenig Wert – also Augen auf! Wenn Sie sich ohnehin von den alten Fenstern verabschieden,
so achten Sie beim Neubau darauf, dass Sie Ihren Stall so hell wie möglich machen.
Mindestens ein Quadratmeter Fenster pro Pferd sollte schon sein. Licht erhöht
immerhin Fruchtbarkeit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefi nden jedes Pferdes. Zur
artgerechten Haltung gehören auch Boxen mit angemessener Größe (Maße siehe Kasten)
und ein trockener, rutschfester, und leicht zu reinigender Boden. Hier hat sich
Ortbeton, Betonverbundsteinpfl aster, Asphalt und Ziegelpfl aster bewährt. Der
Boden muss auf gleicher Höhe mit der Stallgasse liegen, um die Luftzirkulation
nicht zu unterbinden. Auch die Boxenwände müssen in Liegehöhe luftdurchlässige
Schlitze haben.
Häufi g wird beim Umbau eines Kuhstalls der bisherige Untergrund
beibehalten. Dann befi ndet sich meist direkt in der Box eine Rinne, durch die
vorher der Urin der Rinder ablief. Sie stellt eine Gefahr für Pferde dar, die
darüber stolpern oder sich einen Huf einklemmen können. Es gibt die Möglichkeit,
die Rinnen mit einem Gitter als Schutz zu versehen. Anpassung und Einbau des Gitters
sollte jedoch ein Fachmann vornehmen, da durch ein instabiles Gitter eine doppelte
Sicherheitsgefährdung ausgeht. Besser, Sie trennen sich von allem, was am Boden
uneben und gefährlich ist.
Auch wenn der Traum vom Stallumbau zunächst
verlockend erscheint – wer all diese Punkte bedenkt und dabei immer noch billiger
wegkommt als mit der Anschaffung von fertigen Außenboxen, hat viel Glück gehabt.
Checkliste Stallhöhe
Mind. 2,80 Meter Temperatur soll der Außentemperatur weitgehend folgen, nur
Extreme abmildern Luftfeuchtigkeit 60 bis 80 Prozent Luftraum Mind. 30
Kubikmeter pro 500 kg Pferd Licht Fensterfl äche zu Bodenfl äche mindestens
1:15 Luftströmungsgeschwindigkeit 0,1 bis 0,3 m/s Boxenfl äche (2 x Widerristhöhe)²
Schmale Seite der Box Mind. 1,5 x Widerristhöhe Breite der Boxentür Mind.
1,20 m Breite der Stallgasse Bei einreihigen Boxen mind. 2,50 m, bei zweireihigen
mind. 3 m Abtrennung zwischen den Boxen 1,3 x Widerristhöhe (Trennwand brusthoch,
Oberteil vergittert)
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Veröffentlichung Fuß: Empfehlungen
für Planung, Bau und Instandhaltung von Reitplätzen im Freien
Quelle: Regina
Käsmayr für westernreiter (EWU)
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