wittelsbuerger.com - Europas erste Adresse für den Westernreitsport
Zucht Special 2008:
Ausnahmezustand Druse
wittelsbuerger.info
Wissen
Besucher online
Unsere Foren: Informieren Sie sich und diskutieren Sie mit!
Wissen
 
Navigation
zurück
 
Diese Seite ausdrucken
Diese Seite
zu den Favoriten
Diese Seite
als Startseite
 
 
Kontakt & Feedback
Kontakt &
Feedback


Sitemap & Suchfunktion
Sitemap &
Suchfunktion


International Visitors
International
Visitors


zur Startseite

zurück zur
Startseite


 

Die Krankheit Druse befällt vor allem Fohlen und junge Pferde. Manchmal geht die „Kinderkrankheit“ problemlos vorüber, in anderen Ställen löst sie ein Katastrophenszenario aus. Pferdebesitzer tragen Aidshandschuhe, Tierärzte Mundschutz und unaufmerksame Stallbesitzer die Verantwortung.

Ausnahmezustand im Reitstall Erlenhof*: Die Einfahrt ist durch rot-weiße Plastikbänder versperrt. Daran schaukelt ein ausgewaschenes Schild im Wind. „Betreten verboten wegen hochansteckender Pferdekrankheit!“.

Noch vor einem Monat hing das Schild nicht da. Weil Stall- und Pferdebesitzer und verschiedene Tierärzte nicht rechtzeitig ins selbe Horn stießen, griff die Infektionskrankheit Druse immer mehr um sich, bis alle 70 Pferde betroffen waren. Erst als die Krankheit nicht mehr aufzuhalten war, einigten sich die Reiter auf einen Tierarzt, der die Sache in die Hand nahm. „Von diesem Tag an durfte kein Fremder mehr in den Stall“, erzählt Sabine Hoffmann*, deren 3-jähiger Welsh-Pony-Wallach zum Glück weniger stark erkrankte als andere Pferde. „Wenn ich zu Atreju wollte, musste ich Aidshandschuhe tragen, anschließend meine Kleidung desinfi zieren und mein Auto waschen.“

Druse ist eine hochansteckende Erkrankung der oberen Atemwege des Pferdes. Sie befällt vor allem Fohlen und junge Pferde, weil deren Immunsystem noch nicht ausgereift ist. Doch auch ältere Pferde sind nicht vor einer Ansteckung sicher. Verursacht wird Druse durch eine Infektion mit dem Bakterium Streptococcus equi. Die Bakterien setzen sich in den Lymphknoten im Kehlbereich und der oberen Halsregion fest und führen an diesen Stellen zu gut sicht- und fühlbaren Schwellungen, an denen das Pferd mit Schmerz auf Berührung reagiert. Nicht selten bekommen erkrankte Pferde Fieber von mehr als 40°C, Husten, Atemnot und Nasenausfl uss. Mit Ausnahme des Fiebers treten nicht immer alle Symptome auf. Daher wird die Krankheit oft über längere Zeit vom Pferdebesitzer oder Stallbetreiber verleugnet oder schön geredet. .



 

Dr. Jürgen Adler vom Staatlichen Veterinäramt für das Gebiet der Landeshauptstadt München rät, bei Verdacht auf Druse immer sofort vom Tierarzt eine Tupferprobe aus der Nase nehmen zu lassen. Bestätigt sich der Verdacht, so muss das betreffende Pferd auf der Stelle isoliert werden. „Die weitere Ausbreitung der Druse muss unverzüglich verhütet werden“, sagt der Amtstierarzt.

„Neben Kleidungswechsel und Händedesinfektion sollten auch die Insekten bekämpft werden, die von Pferd zu Pferd fl iegen und daher lebende Vektoren sind.“ Die kontaminierte Einstreu solle nicht auf den Misthafen gefahren, sondern zunächst mit einer Plane abgedeckt und dann vernichtet werden. Außerdem ist absolute Stallhygiene Pfl icht.

Obwohl Druse hoch infektiös ist, fällt sie nicht unter die meldepfl ichtigen Tierseuchen. Dr. Adler weiß warum: „Anzeigepfl ichtig sind nur Krankheiten, die großen volkswirtschaftlichen Schaden verursachen, wie die Maul- und Klauenseuche, oder auf den Menschen übertragbar sind, wie Tollwut.“

Obwohl Druse im Allgemeinen nicht als auf den Menschen übertragbar gilt, führt das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit den Erreger Streptococcus equi als Zoonoseerreger. „Streptococcus equi hat ein breites Wirtsspektrum, tritt aber am häufi gsten beim Pferd auf, bei dem es die Druse verursacht. Infektionsgefährdet sind Menschen, die Umgang mit Pferden haben, sie infi zieren sich durch den direkten Kontakt“, heißt es in der Zoonose-Liste des Amtes. Andere Ärzte sind anderer Meinung.

Fest steht aber, dass der unliebsame Erreger wie jedes Bakterium am liebsten in warmer, feuchter, dunkler und nährstoffreicher Umgebung gedeiht. Für betroffene Pferdebesitzer ist das wichtig zu wissen. Denn genau solche Umgebungen sollte man zur Eindämmung der Krankheit aus dem Stall verbannen.

Als es endlich auch auf dem Erlenhof* so weit war, dass kein Pferd mehr aus dem Futtereimer des anderen fraß, war bereits der gesamte Bestand infi ziert. Der Tierarzt, auf den sich die Pferdebesitzer geeinigt hatten, verabreichte literweise Antibiotika und besorgte 70 Fieberthermometer, die allesamt mit dem Namen ihres Eigentümers beschriftet wurden. Kein Pferd durfte mehr geritten werden. Zu fressen gab es Mash, weil das von den Pferden am besten abgeschluckt werden konnte. Nach jeder Fütterung mussten Futterreste penibel aus den Eimern gewaschen werden.

Sabine Hoffmans Pony war mit ein bisschen Fieber und einer Rotznase noch gut dran. „Eine Frau aus dem Stall musste bei ihren Turnierpferden die Eitertaschen aufschneiden lassen, um den Druck zu lösen“, berichtet sie. Das kann dann nötig werden, wenn die Abszesse nicht von allein aufbrechen und der Verdacht besteht, dass sie nach innen brechen könnten. Kommt der Eiter nämlich in die Blutbahn, so kann das im Pferd eine Blutvergiftung auslösen. Hin und wieder nisten sich die Krankheitserreger auch in anderen Organen ein und bilden Abszesse an Leber, Milz, Nieren oder den Darmlymphknoten. „Die Erreger können bis in den Liquor gelangen, was dann eine Gehirnhautentzündung hervorruft“, sagt Dr. Adler.

Eine gefährliche Komplikation ist das so genannte Petechialfi eber. Dabei reagiert das Immunsystem des Pferdes auf Bestandteile der Bakterien und es kommt zu punktuellen Blutungen, geschwollenem Kopf und feuchten Schwellungen an den Beinen. Statistisch gesehen verläuft ein Prozent der Erkrankungen tödlich. In 80 bis 90 Prozent der Fälle treten jedoch keine Komplikationen auf und die Druse heilt nach ein bis zwei Wochen aus. Danach sollten die Pferde noch mindestens sechs Wochen lang nicht den Stall verlassen oder auf Turniere gehen.

Auf dem Erlenhof zog sich die Druse-Erkrankung vom ersten bis zu letzten Pferd vier Monate lang hin. Wer genau sie eingeschleppt hat, lässt sich bis heute nicht sagen. Sabine Hoffmann glaubt aber: „Unsere Stallbesitzer hatten drei neue Schulpferde aus Polen gekauft. Alle hatten einen schlechten Allgemeinzustand und Nasenausfl uss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese Pferde die Krankheit eingeschleppt haben.“ Wenn nicht gerade eine Epidemie ausbricht, wie in diesem Fall geschehen, so tritt Druse oft in schwächerer Form bei Fohlen und jungen Pferden auf. Sie wird daher häufi g mit der Kinderkrankheit Mumps verglichen. In zahlreichen Fällen klingt das Krankheitsbild schon nach wenigen Tagen ab, ohne dass größere Komplikationen entstehen

In jedem Fall sollte man jedoch schon beim ersten Anzeichen von Druse einen Tierarzt rufen, der die Behandlung in die Hand nimmt und den Besitzer des Fohlens informiert, wie er eine Ansteckung anderer Pferde vermeiden kann. Seit kurzem gibt es sogar einen Impfstoff gegen Druse. Bereits ab der fünften Lebenswoche können Fohlen immunisiert werden. Eine zweite Impfung erfolgt nach zwei Wochen, danach im jährlichen Abstand. Nicht geimpft werden bereits erkrankte Tiere oder solche, bei denen bereits der Verdacht einer Erkrankung besteht.

Krankheitsverlauf

Zuerst kommt es zu hohem Fieber bis 41 Grad. Anschließend treten Apathie, Inappetenz und klarer Nasenausfl uss auf, der mit der Zeit eitrig wird. Häufi g sind feuchter Husten und Schluckbeschwerden zu beobachten. Die Lymphknoten am Kopf (Kehlgangslymphknoten und Speichellymphknoten) schwellen an und bilden Eiterherde (Abszesse). Schwellungen in der Ganaschengegend gehen in schlimmen Fällen mit Atemnot einher. Ein bis zwei Wochen nach den ersten Anzeichen brechen die Lymphknoten auf und der Eiter entleert sich nach außen oder nach innen in den Luftsack. Geschieht dies nicht, wird der Tierarzt die reifen Abszesse aufschneiden und mit Jod ausspülen. Sind sie Abszesse erst einmal entleert, kommt es zu einer deutlichen Besserung der Symptome und das Fieber sinkt. Da auch geheilte Pferde die Krankheit noch eine Weile übertragen können, sollten anschließend noch drei Tupferproben im Abstand von drei Wochen entnommen werden. Erst wenn alle drei negativ sind, kann davon ausgegangen werden, dass das Pferd kein Bakterienträger mehr ist.

Quelle:
Regina Käsmayr für westernreiter (EWU)


Fragen? Die 20 wittelsbuerger.com-Experten helfen gerne weiter,

z.B. Petra Roth-Leckebusch für den Bereich Zucht.
Zum wittelsbuerger.com-Expertenforum gelangen Sie hier.

Quellewesternreiter

Weitere Artikel zu diesem ThemaWas meinen Sie dazu?
Mehr Informationen rund ums PferdewissenReden Sie mit in unserem Diskussionsforum
  
Sie wollen mehr zum Thema wissen? Hier finden Sie
Informationen zum VerbandInformationen zur RasseInformationen zum Westernreiten

Drei unserer Auktionsangebote rund ums Westernreiten

 



Impressum© by wittelsbuerger.com / Disclaimer