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Dr. Jürgen Adler vom Staatlichen Veterinäramt
für das Gebiet der Landeshauptstadt München
rät, bei Verdacht auf Druse immer sofort vom
Tierarzt eine Tupferprobe aus der Nase nehmen
zu lassen. Bestätigt sich der Verdacht, so muss
das betreffende Pferd auf der Stelle isoliert werden.
„Die weitere Ausbreitung der Druse muss unverzüglich
verhütet werden“, sagt der Amtstierarzt.
„Neben Kleidungswechsel und Händedesinfektion
sollten auch die Insekten bekämpft
werden, die von Pferd zu Pferd fl iegen und daher
lebende Vektoren sind.“ Die kontaminierte
Einstreu solle nicht auf den Misthafen gefahren,
sondern zunächst mit einer Plane abgedeckt
und dann vernichtet werden. Außerdem ist absolute
Stallhygiene Pfl icht.
Obwohl Druse hoch infektiös ist, fällt sie nicht
unter die meldepfl ichtigen Tierseuchen. Dr.
Adler weiß warum: „Anzeigepfl ichtig sind nur
Krankheiten, die großen volkswirtschaftlichen
Schaden verursachen, wie die Maul- und Klauenseuche,
oder auf den Menschen übertragbar
sind, wie Tollwut.“
Obwohl Druse im Allgemeinen nicht als auf den
Menschen übertragbar gilt, führt das Bayerische
Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit
den Erreger Streptococcus equi als Zoonoseerreger.
„Streptococcus equi hat ein breites
Wirtsspektrum, tritt aber am häufi gsten beim
Pferd auf, bei dem es die Druse verursacht. Infektionsgefährdet
sind Menschen, die Umgang
mit Pferden haben, sie infi zieren sich durch den
direkten Kontakt“, heißt es in der Zoonose-Liste
des Amtes. Andere Ärzte sind anderer Meinung.
Fest steht aber, dass der unliebsame Erreger wie
jedes Bakterium am liebsten in warmer, feuchter,
dunkler und nährstoffreicher Umgebung
gedeiht. Für betroffene Pferdebesitzer ist das
wichtig zu wissen. Denn genau solche Umgebungen
sollte man zur Eindämmung der Krankheit
aus dem Stall verbannen.
Als es endlich auch auf dem Erlenhof* so weit
war, dass kein Pferd mehr aus dem Futtereimer
des anderen fraß, war bereits der gesamte
Bestand infi ziert. Der Tierarzt, auf den sich die
Pferdebesitzer geeinigt hatten, verabreichte
literweise Antibiotika und besorgte 70 Fieberthermometer,
die allesamt mit dem Namen ihres
Eigentümers beschriftet wurden. Kein Pferd
durfte mehr geritten werden. Zu fressen gab es
Mash, weil das von den Pferden am besten
abgeschluckt werden konnte. Nach jeder Fütterung
mussten Futterreste penibel aus den Eimern
gewaschen werden.
Sabine Hoffmans Pony war mit ein bisschen
Fieber und einer Rotznase noch gut dran. „Eine
Frau aus dem Stall musste bei ihren Turnierpferden
die Eitertaschen aufschneiden lassen,
um den Druck zu lösen“, berichtet
sie. Das kann dann nötig werden,
wenn die Abszesse nicht
von allein aufbrechen und der
Verdacht besteht, dass sie nach
innen brechen könnten. Kommt
der Eiter nämlich in die Blutbahn,
so kann das im Pferd eine Blutvergiftung
auslösen. Hin und
wieder nisten sich die Krankheitserreger
auch in anderen
Organen ein und bilden Abszesse
an Leber, Milz, Nieren
oder den Darmlymphknoten.
„Die Erreger können bis
in den Liquor gelangen,
was dann eine Gehirnhautentzündung
hervorruft“,
sagt Dr. Adler.
Eine
gefährliche Komplikation
ist das so genannte Petechialfi
eber. Dabei reagiert
das Immunsystem des Pferdes
auf Bestandteile der Bakterien und es kommt
zu punktuellen Blutungen, geschwollenem Kopf
und feuchten Schwellungen an den Beinen.
Statistisch gesehen verläuft ein Prozent der
Erkrankungen tödlich. In 80 bis 90 Prozent der
Fälle treten jedoch keine Komplikationen auf
und die Druse heilt nach ein bis zwei Wochen
aus. Danach sollten die Pferde noch mindestens
sechs Wochen lang nicht den Stall verlassen
oder auf Turniere gehen.
Auf dem Erlenhof zog sich die Druse-Erkrankung
vom ersten bis zu letzten Pferd vier Monate
lang hin. Wer genau sie eingeschleppt hat, lässt
sich bis heute nicht sagen. Sabine Hoffmann
glaubt aber: „Unsere Stallbesitzer hatten drei
neue Schulpferde aus Polen gekauft. Alle hatten
einen schlechten Allgemeinzustand und Nasenausfl
uss. Ich bin mir ziemlich sicher, dass diese
Pferde die Krankheit eingeschleppt haben.“
Wenn nicht gerade eine Epidemie ausbricht,
wie in diesem Fall geschehen, so tritt Druse oft
in schwächerer Form bei Fohlen und jungen
Pferden auf. Sie wird daher häufi g mit der Kinderkrankheit
Mumps verglichen. In zahlreichen
Fällen klingt das Krankheitsbild schon nach
wenigen Tagen ab, ohne dass
größere Komplikationen
entstehen
In jedem Fall sollte man jedoch schon beim ersten
Anzeichen von Druse einen Tierarzt rufen,
der die Behandlung in die Hand nimmt und den
Besitzer des Fohlens informiert, wie er eine Ansteckung
anderer Pferde vermeiden kann.
Seit kurzem gibt es sogar einen Impfstoff gegen
Druse. Bereits ab der fünften Lebenswoche
können Fohlen immunisiert werden. Eine zweite
Impfung erfolgt nach zwei Wochen, danach im
jährlichen Abstand. Nicht geimpft werden bereits
erkrankte Tiere oder solche, bei denen bereits
der Verdacht einer Erkrankung besteht.
Krankheitsverlauf
Zuerst kommt es zu hohem Fieber bis 41 Grad. Anschließend treten Apathie,
Inappetenz und klarer Nasenausfl uss auf, der mit der Zeit eitrig wird. Häufi g
sind feuchter Husten und Schluckbeschwerden zu beobachten. Die Lymphknoten
am Kopf (Kehlgangslymphknoten und Speichellymphknoten) schwellen an
und bilden Eiterherde (Abszesse). Schwellungen in der Ganaschengegend gehen
in schlimmen Fällen mit Atemnot einher. Ein bis zwei Wochen nach den ersten
Anzeichen brechen die Lymphknoten auf und der Eiter entleert sich nach außen
oder nach innen in den Luftsack. Geschieht dies nicht, wird der Tierarzt die reifen
Abszesse aufschneiden und mit Jod ausspülen. Sind sie Abszesse erst einmal
entleert, kommt es zu einer deutlichen Besserung der Symptome und das Fieber
sinkt. Da auch geheilte Pferde die Krankheit noch eine Weile übertragen können,
sollten anschließend noch drei Tupferproben im Abstand von drei Wochen
entnommen werden. Erst wenn alle drei negativ sind, kann davon ausgegangen
werden, dass das Pferd kein Bakterienträger mehr ist.
Quelle:
Regina Käsmayr für westernreiter (EWU)
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