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Erste Westernreiter Union (EWU) und Deutsche Quarter Horse Assn. (DQHA) – die beiden Big Player im sportlichen Vergleich  
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Sie ist der größte Verein, gemessen an den Mitgliedern, rund 7.000 Westernreiter sind in der Ersten Westernreiter Union (EWU) organisiert. Damit hat sie mehr Mitglieder in Deutschland als der größte Rasseverband der Welt, die American Quarter Horse Association (AQHA; 6.000 Mitglieder), und deren Affiliate, die Deutsche Quarter Horse Assn. (DQHA; 5.085 Mitglieder).

Beide Verbände, EWU und DQHA, existieren seit den 70er Jahren. Die Deutsche Quarter Horse Assn. wurde 1975 gegründet, die EWU drei Jahre später, 1978. Die EWU schloss sich bereits 1993 der FN an, die DQHA folgte in diesem Jahr nach, diese allerdings als Zuchtverband.


Promotion

Dennoch könnte der Werdegang der beiden größten deutschen Westernverbände unterschiedlicher kaum sein. Während die DQHA sich mehr um das Premiumsegment im Sport kümmert wollte, überließ man der EWU zunächst gerne das Feld der Freizeitreiter und Haflingerbesitzer.

Das hatte zur Folge, dass sich zwei Paralleluniversen im Westernsport etablierten – die EWU-Reiter auf der einen Seite, die AQHA-Reiter auf der anderen Seite. Der gegenseitigen Freundlichkeiten untereinander gab immer zuhauf, Sticheleien über die „pleasurenden Kaltblüter“ einerseits und die „arroganten Viertelpferd-Reiter“ andererseits sind jedem geläufig und werden genauso gepflegt wie negiert.

Aber was macht den EWU-Sport aus, der sich zunehmend emanzipiert und vor kurzem mit der Entscheidung, keine dreijährigen Pferde mehr im Sport zuzulassen, für ein mittleres Beben in der Branche gesorgt hat?
Und wie groß sind die Unterschiede wirklich zwischen dem Sport der rasseoffenen EWU und dem Quarter Horse-Sport in Deutschland?

Erstmals ist es wittelsbuerger.com nun möglich, dank der Mithilfe der beiden großen deutschen Verbände, einen direkten Vergleich anzustellen zwischen dem Sport in der EWU und dem AQHA-Sport.

Basis für die vorliegende Betrachtung sind die Turnierdaten der EWU, die uns durch die Geschäftsstelle in Warendorf zur Verfügung gestellt worden sind, sowie die Turnierstatistik 2006 der AQHA und Daten der DQHA.

Der EWU-Sport

Als rasseoffener Reitverband verfügt die EWU naturgemäß über deutlich weniger Disziplinen als jeder Rasseverband. Klassen wie Halter, Hunter Under Saddle oder Ranchhorse Versatility sucht man hier vergebens.

Die EWU-Disziplinen werden in verschiedene Leistungsklassen (LK 1-5) unterteilt, die auf einem Punktesystem beruhen, das dem Allaroundsystem der AQHA ähnelt. Für jeden geschlagenen Teilnehmer in der Platzierung gibt es einen Punkt plus 1 Punkt in der vorgesehenen Platzierung. Zusätzlich werden Platzierungen auf Landes- oder Bundesmeisterschaften multipliziert.

Während die LK 5 für den Einstieg in das Turnierreiten vorgesehen ist, ist die LK1 die höchste Leistungsklasse. Und noch etwas zum Umgewöhnen: Jugendliche finden sich nicht in einer einzelnen Division wieder wie bei der AQHA, sondern mit dem Kürzel B in allen Leistungsklassen von 1 bis 5.

Ein Beispiel: Die Klasse LK 3 kann es für Jugendliche geben (LK 3 B) oder für Erwachsene (LK 3 A).


Der AQHA-Sport

Bei der AQHA existieren drei „Leistungsklassen“ – Open für alle Reiter, Amateur für nichtberufliche Vorsteller und Youth für die Jugendlichen. Mit Hinblick auf die Einsteiger wurden vor einigen Jahren die Bereiche Amateur und Youth noch in die Divisions Novice Amateur und Novice Youth unterteilt, bei der Reiter bis zu einer erreichten Punktzahl startberechtigt sind.

Eine Qualifikation für eine Deutsche oder Europameisterschaft findet nicht statt, für die AQHA World Show (in den USA) gibt es für jede Klasse eine bestimmte Mindestpunktzahl, die erreicht werden muss, um daran teilnehmen zu können.

Als Zuchtverband verfügt die AQHA über wesentlich mehr Disziplinen. Dazu gehören die Halterklassen sowie eine Vielzahl von English Classes (Hunter, Jumping) und Rinderklassen (Ranchhorse Versatility, Roping).

Hätten Sie´s gedacht? Jedes fünfte Quarter Horse ist im EWU-Turniersport

Bei der Analyse auf Basis der Informationen, die uns EWU, AQHA und DQHA zur Verfügung stellten, kam Erstaunliches heraus, und das begann schon bei den Rahmendaten.

Von den 13.016 erfassten Pferden im EWU-Turniersport zählen über die Hälfte zu den klassischen Westernpferderassen -  5.008 Quarter Horses, 1.295 Paint Horses und 632 Appaloosa. Interessant dabei: jedes fünfte in Deutschland lebende Quarter Horse findet sich also im EWU-Turniersport wieder.



Die Mitgliedsstrukturen – DQHA stark in Bayern, EWU in Baden-Württemberg

Eines kristallisiert sich deutlich heraus beim Vergleich der Mitgliedszahlen beider Verbände: Westernreiten findet im Süden statt. DQHA und EWU haben die meisten Mitglieder im Süden Deutschlands und die wenigsten im Osten. Bei der Rangfolge der Regionen gibt es keine Unterschiede – Süd, West, Nord, Ost, ein sicheres Indiz für die Verbreitung des Westernreitsports in den Regionen Deutschlands.

Bei der Feinanalyse nach den einzelnen Bundesländern zeigen sich aber die unterschiedlichen regionalen Erfolge der beiden großen Verbände. Während in Baden-Württemberg die EWU mehr als doppelt so viele Mitglieder wie die DQHA zählt, ist es in Bayern genau umgekehrt. Alleine in Hessen herrscht eine Parisituation.

Bei der relativen Verteilung der Regionen zeigt sich besonders die Stärke der EWU im Norden und Osten Deutschlands:

 

Anmerkung: Die Verbände haben eine unterschiedliche Differenzierung der Regionen. Während die EWU in Rheinland und Westfalen differenziert, wird bei der DQHA eine Regionalgruppe NRW geführt. Wir haben dieses bei der Darstellung berücksichtigt und daher für Nord eine einzige Summe gebildet, da hier die größten Unterschiede zwischen DQHA und EWU bestanden.


Doppelt so viele Turniere und doppelt so viele Starts bei der EWU - mindestens

Insgesamt verzeichnet die EWU auf den 107 Turnieren im letzten Jahr fast doppelt so viele Starts wie der Quarter Horse-Sport, der 65 AQHA-Shows an 33 Orten verzeichnete. Den 17.153 AQHA-Starts stehen 27.231 Starts in den EWU-Klassen entgegen.

Davon finden 32% auf 22 A-Turnieren (Turniere mit Qualifikation zur DM),

weitere 15% auf 11 B-Turnieren (Landesverbandsmeisterschaften) und

53% auf den 74 C-Turnieren (Landesverbandsturniere) statt.

Die tatsächliche Differenz zwischen den EWU- und AQHA-Reitern dürfte allerdings noch stärker ausfallen aufgrund von zwei Merkmalen:

  • AQHA-Reiter werden oft mehrfach gezählt, denn sie reiten überwiegend in Zweifach-, Dreifach oder Vierfachshows, womit aus einem Starter gleich vier Starts werden können.

  • EWU-Reiter starten deutlich regionaler als AQHA-Reiter, da ihr System überregionale Turnierteilnahmen recht unattraktiv macht. AQHA-Reiter ziehen dagegen vermehrt „durch die Lande“, die Pilgerreisen nach Kreuth oder Wenden seien nur zwei von vielen Beispielen.

Deutliche regionale Unterschiede

Besonders stark ist der EWU-Sport in Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Niedersachsen vertreten, 55% aller Starts finden in diesen Bundesländern statt.



Der Quarter Horse-Sport findet in Kreuth statt

Ein ganz anderes Bild zeichnet sich im Quarter Horse-Sport ab, hier findet jeder zweite Start in Bayern statt, vor allem dem Turnierzentrum Kreuth kommt dabei eine besondere Bedeutung zu. Mit dem Wechsel der Turniere von Vaterstetten nach Kreuth und dem Ausfall des JOMM Ranches-turnier in Großwallstadt in diesem Jahr wird sich die Situation dort noch verstärken.

Signifikanter Unterschied zwischen EWU- und AQHA-Sport: der Turniersport der EWU steht geographisch betrachtet auf einem ungleich breiteren Fundament als der AQHA-Sport.

Denn während die EWU durch ihr Qualifikationssystem zur Deutschen Meisterschaft gezwungen ist, in nahezu allen Bundesländern Turniere anzubieten, konzentrieren sich die AQHA-Turniere auf lediglich acht Bundesländer, 90% aller Starts finden in drei Bundesländern statt: Bayern, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen.

Zum Vergleich: Bei der EWU finden 90% der Starts in 10 Bundesländern statt.

W. Pleasure ist die beliebteste EWU-Disziplin

Vier Disziplinen sind besonders beliebt im EWU-Sport, 87 % aller Starts entfallen auf sie: W. Pleasure, (24%), W. Horsemanship (23%), Trail (22%) und Reining (17%).

 

Dabei wird die W. Pleasure als Gruppenklasse dennoch von den EWU-Reitern nicht als klassische Einsteigerdisziplin verstanden. Zwar entfallen 59% aller Pleasure-Starts auf die C-Turniere, allerdings entfallen auch 59% aller Turniere auf diese Landesverbandsturniere.

Nur noch 4% der Starts werden in W. Riding gemacht, Jungpferde, Superhorse und Showmanship folgen auf den Plätzen.

Die meisten Starts finden, statistisch gesehen, in der Jungpferde-Prüfung statt, 10,5 Starts je Prüfung sind dort zu verzeichnen. Etwas mehr als in der W. Horsemanship (10,3) und der W. Pleasure (9,5).

Mehr Profis bei der AQHA, mehr Amateure und Jugendliche bei der EWU


 

Beim Vergleich der Leistungsklassen der EWU mit den Divisions der AQHA wird deutlich, dass der Anteil der Openstarts bei der AQHA deutlich höher ist als bei der EWU, diese hingegen mehr Amateur- und Jugendstarts verzeichnet.

39% beträgt der Openanteil bei der AQHA, 16% bei der EWU.

Allerdings sei hier angemerkt, dass eine saubere Überleitung von AQHA- zu EWU-System nicht möglich ist. Während die Pofis bei der AQHA in der Openklasse starten müssen (und Amateure können), müssen Starter der EWU Leistungsklasse 1 erst die Qualifikation für einen LK1-Start durch das Sammeln von Punkten nachweisen, (Semi-) Profis findet man bei der EWU, wie starke Amateure, durchaus in den LK 2 oder LK 3.

Die Vielfalt der EWU-Leistungsklassen (LK1 A  - LK5 B) mag auf den ersten Blick verwirrend sein, führt aber letztendlich dazu, dass unterschiedliche Reitniveaus etwas feiner differenziert und damit die Teilnehmerfelder etwas homogener sind. Mit einer geplanten Einführung von Leistungsklassen für die Pferde wird diese Differenzierung, ganz nach klassischer Lesart, auf das Pferdematerial erweitert. 

Zusammengefasst gesagt,

hat der AQHA-Sport in Deutschland einen ungleich größeren blinden Fleck als der EWU-Sport, der in doppelt so vielen Bundesländern stattfindet und doppelt so viele Starts verzeichnet.

Die führende Rasse im EWU-Sport ist das Quarter Horse, besonders beliebt sind W. Pleasure und W. Horsemanship.

Die EWU hat einen höheren Amateuranteil, bei dem QH-Sport überwiegt der Profianteil deutlich.

Fazit

1.      Es gibt mehr Gemeinsamkeiten zwischen EWU und DQHA, als manchem eigentlich bewusst und/oder lieb ist.

  • Beide Verbände haben eine eigene, nahezu in sich geschlossene Zielgruppe, die aber das gleiche tut – Westernreiten. Die kann die Trennung nicht immer verstehen – und will es manchmal auch nicht, besonders Ein- und Umsteiger.
  • Die führende Rasse im EWU-Sport ist das American Quarter Horse – die Rasse, der sich die DQHA verschrieben hat.
  • Zwei der „klassischen“ Quarter Horse-Disziplinen gehören zu den beliebtesten EWU-Disziplinen, W. Pleasure und Reining. Und dafür gibt es in Deutschland auch eigene Rasse- und Zuchtverbände, die NSBA und die NRHA.

 

2.      Die Unterschiede zwischen EWU und DQHA bergen großartige Synergien – man sollte sie nur heben (wollen). 

  • Der Amateur- und Jugendbereich ist im EWU-Sport stärker ausgeprägt, im Quarter Horse-Sport ist es der Profibereich. Eine Zusammenarbeit in Programmen für diese Zielgruppe kann für beide Verbände Früchte tragen -  im Turniersport könnte es der EWU helfen, ihr Profil zu schärfen, eine Zusammenarbeit in der Basisarbeit kann der DQHA Zugang zu den Quarter Horse-Reitern an der Basis geben. 
  • Die geographischen Stärken der beiden Verbände können sich gegenseitig unterstützen, eine enge Kooperation z. B. zwischen den Landesgruppen in Bayern oder denen in den neuen Bundesländern. Die Baden-Württemberger machen es vor (wittelsbuerger.com vom 25.02.07). 

Ideen wie die Basis Certificates der DQHA sind bei der EWU seit Jahren implementiert, hier nennt man es Basispass. Das wäre einer von vielen Anknüpfungsmöglichkeiten, die zwischen den beiden Big Playern existieren. Warum sollte sich die DQHA beim Basispass nicht einklinken und gemeinsam Breitensportarbeit mit der EWU betreiben?

Der EWU fehlt es dagegen immer noch an Profil im Spitzensport. Man assoziiert sie mit der Ausbildung natürlich dem Breitensport, aber beim Topsport ist die Wahrnehmung wesentlich stärker auf den Quarter Horse-Sport in Deutschland gerichtet. Die EWU könnte von gemeinsamen Programmen mit der DQHA in diesem Punkt deutlich profitieren.

Der verkehrte Weg wäre es, wenn die Verbände ihre eigenständigen Identitäten dabei verlieren oder ihre Zielgruppen verprellen würden. Aber die Vermarktungsspannen im letzten Jahr haben deutlich gezeigt, dass es Handlungsbedarf gibt. Die Vorteile, die die beiden großen Verbände bei einem gemeinsamen Marketing des Westernsports hätten, werden groß genug sein, dass für jeden der beiden ausreichend „Kuchen“ übrig bliebe, eine klassische Win-Win-Situation ist machbar und möglich.

Auf regionaler Ebene trägt ein Zusammengehen bereits Früchte, und offensichtlich sind viele Mitglieder der Verbände weiter als ihr Verbandsalltag (wittelsbuerger.com vom 25.02.07). 

Jetzt sind konzeptionelle Ideen gefragt, die von den Spitzen ausgehen müssen. Heinz Montag und Hans-Jürgen Förster sind da sicherlich die richtigen Personen, denen historische Animositäten fern liegen. Sie haben nun die Möglichkeit, den Grundstein für ähnlich Historisches zu legen, diesmal sogar im positiven Sinne.

Was meinen Sie zu diesem Thema? Welche Erfahrungen haben Sie gemacht? Und - was sind Ihre Erwartungen und Ideen für die Zukunft? Teilen Sie sie uns mit im Diskussionsforum.

Zum Thema
EWU und DQHA arbeiten in Baden-Württemberg zusammen
AQHA-Turnierszene: Endgültige Analyse mit der Hauptschau Q6 in Aachen

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Erste Westernreiter Union (EWU) und Deutsche Quarter Horse Assn. (DQHA) – die beiden Big Player im sportlichen Vergleich  

 

Hinweis: Die Datenbasis für unsere Analyse und detailliertes Zahlenmaterial kann bei uns jederzeit angefordert werden.


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Quellewittelsbuerger.com

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