Die AQHA hat derzeit 2/3 aller Starts der Turniersaison 2016 in Deutschland verarbeitet, und auf Basis der endgültigen und vorläufigen Ergebnisse wird der AQHA-Sport in diesem Jahr ein Startplus von 24% verzeichnen.
Was sich gut anhört, ist in Wirklichkeit ein neuer Meilenstein einer besorgniserregenden Entwicklung, in der der AQHA-Turniersport zunehmend von der Landkarte verschwindet und sich auf wenige, große Turniere konzentriert.
Denn das ernorme Startplus ist ausschließlich den großen sechs AQHA-Turnieren des Jahres zu verdanken, den AQHA-Shows der Golden Series (Bavarian Spring Classic, Bay. Meisterschaft, Bavarian Summer Show) sowie
Quarter Horse-Europameisterschaft in Kreuth und der Q16 Futurity/ Maturity Aachen.
71% aller AQHA-Starts finden somit ausschließlich auf diesen Turnieren in Kreuth und Aachen statt - auch das ein neuer Rekord.
Die kleineren Turniere, vor allem die Ein-Richter-Turniere, verzeichnen hingegen ausnahmslos Startrückgänge. Es wäre kein Wunder, wenn von diesen bundesweit nur noch acht Turnieren in Zukunft noch weniger stattfinden würden.
Der Jugendsport wird ebenfalls in diesem Jahr knapp 18% mehr Starts verzeichnen, diese sind aber auf den Sondereffekt der QH-Europameisterschaft 2015 zurück zu führen. Nimmt man diesen Effekt heraus, gingen 2016 so wenig Jugendliche an den Start wie zuletzt im Jahr 2000.
Mit der oft bemühten demographischen Entwicklung lässt sich das nicht erklären, denn: Seit 20 Jahren sind die Geburtenraten stabil, seit zehn Jahren sogar steigend (mehr dazu hier).
Die DQHA muss sich daher fragen lassen, ob sie die Jugendlichen im Westernreitsport überhaupt noch erreicht mit ihren Maßnahmen; zum Vergleich: Alleine die EWU German Open verzeichnete in diesem Jahr 13% mehr Jugendstarts.
Insgesamt betrachtet wird die Schere zwischen der Anzahl Starts und dem Angebot an Turnieren immer größer - mehr Starts auf weniger Turnieren, diese aber mit mehr AQHA-Shows. Und damit nicht nur teurer für die Teilnehmer, sondern auch mit einem steigenden Anreiseaufwand und Aufenthalt verbunden.
Eine ungesunde Entwicklung - im Jahr 2012 fanden die 26.809 Starts noch auf 56 Turnieren mit 98 Shows statt, in diesem Jahr sind vergleichbar viele Starts auf nur noch 49 Turnieren mit 78 AQHA-Shows.
Und so wird es für die AQHA-Reiter in Deutschland so immer schwieriger, einen Einstieg mit ihren (Jung-) Pferden in die Turniersaison zu bekommen,
ob als Vorbereitung auf die großen Jahresabschlußturniere wie QH-EM oder Q16 oder z.B. in die regionalen Ranglisten.
Eine Tendenz, die sich seit 2013 massiv verstärkt hat - und die die DQHA wohlmöglich durchaus mit Wohlwollen betrachtet. Denn der Verband managt mittlerweilen jeden zweiten AQHA-Start in Deutschland selber, eine nicht unerhebliche Einnahmequelle vor allem durch die großen Turniere QH-EM und Futurity/ Maturity.
Und so geht die seit Jahren vorherrschende Konzeptlosigkeit zulasten wichtiger, kleinerer AQHA-Turniere:
Memmingen: 84 Starts (-31%)
WHPD Overath: 206 Starts (-34%)
Alsbach: 85 Starts (+1%)
Sendenhorst: 104 Starts (-30%)
Langenbrettach: 145 Starts (-23%)
Kevelaer: 129 Starts (-12%)
Übrigens: Die Hälfte der o.g. regulären AQHA-Turniere mit einem Richter sind in diesem Jahr kleiner als diverse All-Novice Shows: All-Novice Overath 122 Starts, All-Novice Datteln 100 Starts.
Der AQHA-Sport wird so in absehbarer Zeit den Weg der anderen Rasseverbände gehen (APHA, ApHC) und nur noch wenige, große Meisterschaften nach dem eigenem Regelwerk anbieten. Alles andere wird von den Reitverbänden abgedeckt werden (EWU, NRHA etc.).
Die Folge: Erstmals seit Jahrzehnten wird die DQHA ihren Sportlern keine konsistente, in sich geschlossene Turnierinfrastruktur mehr anbieten können, sondern muss seine Rolle weitestgehend als Ausrichter von Verbandsmeisterschaften reduzieren, mit allen Konsequenzen:
Auszeichnungen und Förderungen wie High Points etc. werden irrelevant, das AQHA-Regelwerk aus den USA hat erstmals seit der Verbreitung des Westernreitsports in Deutschland seit den 1970er Jahren kaum noch Bedeutung. Denn die EWU wird den Westernreitsport noch deutlicher prägen als bislang, sei es im Großen wie der Jungpferderegelung (erst ab dem Alter von vier Jahren) oder der Helmpflicht für Jugendliche (nicht bei Rasseverbänden), sei es im Kleinen wie den Ranch Riding-Bestimmungen oder dem einhändig gerittenen Bosal.
Spätestens dann kann auch wieder über einen Dachverband in Deutschland nachgedacht werden und sich der Kreis zum Anfang hin schließen - 1977 wurde die DQHA Mitglied der "Europäischen Westernpferde und -reiter Union (EWU)" und konzentrierte sich "auf rein züchterische Aufgaben" (mehr dazu hier).
Und der AQHA-Sport wird von einer Supernova zu einem weißen Zwerg - eine bereits aus der Astronomie bekannte Entwicklung (mehr dazu hier).