Sehr
verehrte Frau Vey, normalerweise antworte ich nicht auf offene Briefe
im Internet. In diesem, wie auch noch in anderer Sache, werde ich eine Ausnahme
machen. Zuerst gestatten Sie mir, dass ich ihnen danke für die Wahrung der Form
in der Formulierung des Briefes. Dies macht es mir einfacher, auch bei der Beantwortung
die korrekte Form zu halten.
Ob Sie sich mit diesem Schreiben wirklich - sei es nun aus werblichen Gründen
oder aus tatsächlicher Überzeugung - einen Gefallen getan haben, möchte ich dahin
gestellt wissen. Ich glaube, dass Sie wohlmöglicherweise jetzt sogar mit dieser
Darstellung "schlafende Hunde" geweckt haben. Ich persönlich
verurteile diese Pleasure Celebration aus folgenden Gründen, und daran lässt sich
auch nach meiner Meinung eine "leichte Vorbereitung" der 3-jährigen Pferde z.
B. an der Hand o.ä. nichts ändern. Das liest sich ja alles ganz nett, aber vom
Longieren allein ist das Pferd noch nicht zu bereiten. Es geht ja hier schon noch
einiges an Tätigkeiten voraus, bevor man ein 3-jähriges Pferd in der Showarena
präsentieren kann.
1.
Solch eine Veranstaltung für 3-jährige Pferde, die noch nie (wer überprüft das
eigentlich?) auf einem Turnier vorgestellt wurden, mit solch hohen Preisgeldern,
verleitet zu "ungeahnten Dingen" im Umgang mit den Pferden. 2.
Für den Reiter heißt erst einmal "ich möchte gewinnen". Warum sonst auch sollte
er das Pferd vorstellen und viele Monate vorher bereits mit dem Pferd trainiert
haben. Bevor sich ein Pferd mit seinem Reiter so bewegen kann, wie man es auf
dem Turnier von ihm verlangt damit man sich auch eine Chance ausrechnen kann,
sind unzählige Trainingseinheiten absolviert worden.
3. Man muss sich vorstellen, dass ein 3-Jähriges Pferd einen ca. 80 kg schweren
Reiter mit einem Sattel von ca. 20 kg Gewicht durch die Arena schleppen muss.
Was bedeutet das für das startende Pferd und den Reiter????? 4.
Um sich bei dieser Veranstaltung mit so hohem Finanz-Einsatz überhaupt eine Chance
auszurechen, als Sieger hervor zu gehen, muss das Pferd 1 ½ -jährig bis 2-jährig
"gearbeitet" werden!!!!! Eine Vorstellung, die mir den Gedanken aufdrängt, dass
ein 3-jähriges Kindergartenkind jeden Morgen mit einer Schultasche voll gepackt
mit Schulheften, wie für ein 10-jähriges Kind, in die Kindertagesstätte geschickt
wird. 5. Ich habe
ein riesiges Problem mit der Vorstellung, dass hier des Geldes und des Ruhmes
wegen im wahrsten Sinne des Wortes "Kleinkinder" missbraucht werden (man möge
mir diesen Vergleich verzeihen).
Ich stelle mir deswegen die Frage, ob wir tatsächlich alles was aus Amerika kommt
einfach so übernehmen müssen? Unsere
Reitweise ist auf der einen Seite von der Marktgröße her gesehen so klein und
auf der anderen Seite so verletzlich (wie wir mittlerweile erkennen müssen), dass
wir uns alle eigentlich sehr genau überlegen sollten, ob jeder Schritt den wir
tätigen richtig oder falsch ist bevor wir ihn machen. Sehr
verehrte Frau Vey, Sie
argumentieren mit der Pleasure Celebration für eine schonende Vorbereitung der
3-jährigen Pferde auf den Turniersport, aber gleichzeitig bewerben sie die Veranstaltung
als wichtigste und höchstdotierte Pleasure-Prüfung in Europa. Das bedeutet für
Pferd und Reiter einen ungeheuerlichen Druck, unter dem sie stehen. Der mündige
Leser möge selbst entscheiden, was das bedeuten kann.
Wir erleben eine Pleasure Celebration für 3-jährige Pferde mit einem Preisgeld
von 20.000,--EUR. Es tut
mir leid, aber ich kann nach wie vor die Veranstaltung nicht für gut befinden.
Ich bedanke mich herzlich für die
guten Wünsche und entbiete Ihnen meine besten Wünsche und Grüße sehr gerne zurück.
Heinz Montag N.B.
Ich hoffe doch sehr, dass die "mündigen" Leser diese beiden Schreiben ebenso sachlich
diskutieren, wie wir es versucht haben vorzumachen.
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